Vorsichtiger Schritt zur Stadthalle in Herzogenaurach

21.5.2015, 18:03 Uhr
Vorsichtiger Schritt zur Stadthalle in Herzogenaurach

© Foto: Tsimplostefanaki

Mit sechs, sieben Jahren Vorlauf sei zu rechnen, hieß es, schließlich befindet sich nur ein Viertel des potenziellen Bauplatzes in Stadthänden, der Rest hat über 20 Eigentümer und soll nach einem Umlageverfahren zum Bebauungsplan geführt werden.

Jürgen Ziegler vom Konzeptbüro ConTech aus Nürnberg trug den Räten einmal mehr die Fachresultate vor, die auf den Ergebnissen der fast dreitägigen Zukunftswerkstatt mit Bürgerideen fußten. Das Vereinshaus, das Gewerbegebiet Bamberger Straße und das Grundstück gegenüber von Puma Headquarters hatten die Kriterien bestanden.

„Unzeitgemäß“

Als energetisch, optisch und veranstaltungsmäßig nicht mehr zeitgemäß betrachten Fachleute das alte Vereinshaus. Ein Umbau zu gewünschten 700 Sitzplätzen, 1000 Stehplätzen mit Parkraum, Platz für Bühnentechnik und Catering scheide angesichts der Enge in der Hinteren Gasse aus (wir berichteten mehrfach).

Ein Funktionsbau am Standort am Hans-Ort-Ring, der als attraktiv auch wegen der Fußverbindung zur Innenstadt gilt, eines Tages Haltepunkt für die Stadt-Umland-Bahn sein soll, wird in der kleineren Variante (700 Personen stehend) mit 5 bis 7,6 Millionen Euro beziffert. In der größeren Variante (1000 stehend) auf 6 bis 9,5 Millionen Euro Baukosten gerechnet. Dazu kommen die Grundstückskosten von 1,5 Millionen Euro.

Betrieben werden soll eine neue Stadthalle nicht wie bisher das Vereinshaus über ein Pachtmodell. Geraten wird zum städtischen Betrieb mit einer „On-off-Halle“, die nur für Veranstaltungen geöffnet wird, mit wenig Personal auskommt, mit wenigen Catering-Firmen Rahmenverträge schließt. An jährlichen Einnahmen wird mit 20 000 Euro gerechnet, hingegen ein Aufwand von 150 000 Euro veranschlagt. Ein jährliches Betriebsdefizit von 620 000 Euro mit Abschreibungen und Zinsen stehe somit ins Haus, machte der Gutachter deutlich. Pro Veranstaltung im Jahr müsse rund 7000 Euro von der Stadt draufgezahlt werden.

„So sehr mich das schmerzt“, sei die Standortpräferenz ganz klar, kommentierte Bürgermeister German Hacker, der eigentlich stets für das Vereinshaus votiert hatte. 13 Millionen Euro bei der Maximalvariante und rund 600 000 an laufenden Kosten stünden an. „Aber ich kann mir Herzogenaurach nicht ohne Stadthalle vorstellen.“

Britta Dassler, FDP-Stadträtin, sagte, dies sei der Standort den sie gleich zu Beginn vorschlug, allerdings sollte die Halle auch ästhetisch punkten. Zwischenruf von SPD-Stadtrat Wolfgang Mehler: „Und die StUB...!“

Er hoffe, dass das Projekt nicht wegen Rathaussanierung, Hubmann-Areal, StUB und Südumgehung dem Rotstift zum Opfer fällt, stellte Kurt Zollhöfer (CSU) gleichwohl die Frage: „Kann sich die Stadt das leisten?“ Insofern stimme die CSU zwar dem Standort und der Größenvariante zu. Bei der Realisierung des Projekts wolle er „die Euphorie bremsen.“ Voraussetzung seien weiter sprudelnde Gewerbesteuern. Auch sein Fraktionskollege Franz-Josef Lang riet zu finanzieller Umsicht.

„620 000 Minus per Anno und ein Sponsering von 7000 Euro pro Veranstaltung halte ich für unhaltbar“, führte seine Parteikollegin Ille Prockl-Pfeiffer aus und stimmte als einzige dagegen.

Für die Bündnisgrünen plädierte Retta Müller-Schimmel dafür, „die Bürger mitzunehmen.“ Der Standort sei bereits im Grünen-Wahlprogramm genannt worden.

„Das wird nicht mehr das Vereinshaus sein, das wir lieben gelernt haben“, wurde Manfred Welker (Freie Wähler) nostalgisch. Dort ermöglichen große Fenster den Blick ins Freie, beim Neubau riet das Büro ConTech zu einem fensterlosen Gebäude. Das Puma-Brandcenter vis-à-vis habe sich schon beim Neujahrsempfang von Erzbischof Ludwig Schick vor Jahren als passend erwiesen.

Warum eine sportliche Nutzung ausscheide, wollte Peter Simon (Grüne) wissen. Die Notwendigkeit ansteigender Randstufen, die Erfordernis geeigneter Böden, Kabinen und Duschen nannte der Gutachter als Hindernis.

„In aller Vorsicht“ wolle man den eingeschlagenen Weg weitergehen, stellte der Bürgermeister in Aussicht. Funktion vor Gestaltung müsse nicht bedeuten „dass dort eine Krücke steht.“ Auch das Puma-Gebäude sei letztlich ein Quader. Und sollte „morgen die Krise kommen, so haben wir noch 60 Millionen Euro in der Rücklage.“

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