Waldexkursion: Sollen Jäger mehr Wild erlegen?

10.5.2017, 18:26 Uhr
Waldexkursion: Sollen Jäger mehr Wild erlegen?

Grund für die Waldexkursion: Die Waldbesitzer waren mit dem Wild-Abschuss unzufrieden. Deshalb hat die Großenseebacher Waldcorporation entschieden, aus dem Jagdverband auszutreten und das verbleibende gut 200 Hektar große Gebiet nun in Eigenjagd zu betreiben. Sie machte daraus zwei Reviere, die jeweils von zwei Zuständigen bejagt werden, erklärte Herbert Müller. "Der Verbiss ist allgemein zu hoch", klagte ein Waldbesitzer. Die Jäger dagegen würden lieber einen größeren Wildbestand fördern, geschuldet durch weniger Abschuss. Und das gefährde den Nachwuchs der Bäume.

Der Abschuss richtet sich nach amtlichen Vorgaben. Die werden alle drei Jahre festgelegt. Dabei sind die vorgegebene Abschusszahl aber ein Richtwert, erklärt Herbert Müller von der Waldcorporation. Dieser Richtwert könne dann um 20 Prozent unter- oder sogar überschritten werden.

Alternativ gäbe es natürlich noch die Möglichkeit, bestimmte Areale einzuzäunen, um die Jungbäume vor Verbiss zu schützen. Meist geschieht das über einen Zeitraum zwischen zehn und 15 Jahren.

Dass Zäune aber kein Allheilmittel sind, wurde auch deutlich: Der Schutz fände nur punktuell statt, außerdem gebe es oft undichte Stellen. Bei Arbeiten seien sie oftmals im Weg. Zudem ist deren Anschaffung und Aufbau kosten- und arbeitsaufwendig. Um ein Hektar Waldfläche zu umzäunen werden 400 Meter Zaun gebraucht, die Kosten lägen bei gut 6000 Euro, wird seitens der Waldbesitzer vorgetragen.

Dem Klimawandel begegnen

Zu kämpfen haben Waldbesitzer mit Verbissen durch Wild vor allem auch dann, wenn sie versuchen, Mischwald anzusiedeln. Doch dieser wird wohl auf kurz oder lang die Zukunft sein müssen. Denn: Man will sich gegen den Klimawandel wappnen. Man müsse möglichst viele Baumarten ansiedeln, um das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen, erklärt Försterin Heike Grumann.

Herbert Müller präsentierte dann eine Beispielfläche, dicht bewachsen mit verschiedensten Baumarten. Dabei habe man keinerlei Pflanzungen vorgenommen, die Vegetation sei ganz von alleine entstanden. Weil die Fläche eingezäunt war, konnten sich die Jungpflanzen gut entwickeln.

Somit sei vor allem auch die sogenannte Naturverjüngung eine Möglichkeit, den Wald unter anderem gegen Klimaveränderung zu schützen. Dabei werden auch verschiedene Baumarten gepflanzt. Auf einer Fläche, die man am Samstag mit den Interessierten begutachtete, wurden nach Bodenbearbeitungen einige Pflanzungen vorgenommen. Auch das kommt für den Besitzer teuer. Wenn die Bäume etwas gewachsen sind, wird man versuchen, die Naturverjüngung mittels Einschutzmaßnahmen großzuziehen. Doch auch wenn die Bäume eine gewissen Höhe erreicht haben und dem Wild wieder "ausgeliefert" sind, besteht weiterhin das Problem von Verbissen. Die Gefahr, auch wenn die Bäume schon etwas größer sind, besteht darin, dass durch Verbisse Pilze eindringen können und der Baum verfault.

Es gab Argumente für und gegen mehr Abschuss von Wild. Die Exkursion hat geholfen, das gegenseitige Verständnis zu fördern. MAX DANHAUSER

Keine Kommentare