Weisendorf: FCN-Schätze aus dem Schlafzimmer

21.6.2016, 17:01 Uhr
Weisendorf: FCN-Schätze aus dem Schlafzimmer

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Weisendorf: FCN-Schätze aus dem Schlafzimmer

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In einem flachen Karton ganz hinten im Schrank fiel ihr ein Sammelalbum ihres 2007 verstorbenen Mannes Reinhard „Ferdl“ Hagner in die Hände. Der Titel lautet: „Fußball 1950/51 – Bilder aus den Vereinen der Oberliga Süd“.

Wissen muss man, dass Reinhard Hagner zeitlebens ein eingefleischter Fußball-Fan war, wobei seine große Liebe – neben seiner Frau – der Club aus der Noris war. Deshalb präsentierte Mathilde Hagner neben dem Album beim Besuch der NN auch noch ein FCN-Kissen, einen alten FCN-Wimpel, und — sie zog es sich extra über — ein altes Club-Trikot.

Ihren Worten zufolge stammt es aus dem Jahr 1968, als der Club unter Max Merkel Deutscher Meister wurde und im Heimspiel gegen den FC Bayern München mit sage und schreibe 7:3 Toren gewann.

Der Schreiber dieser Zeilen war damals als 18-Jähriger im Stadion vor 68 000 Zuschauern mit dabei und bejubelte insbesondere die fünf Tore von „Goldköpfchen“ Franz Brungs, der die Bayern mit dem jungen Franz Beckenbauer praktisch im Alleingang erschoss. Kenner des Amateur-Fußballs wissen, dass Brungs später Trainer beim FC Herzogenaurach war und mit ihm auch Erfolge feierte.

Mit den Bayern hatte der „Ferdl“, der Mann von Mathilde Hagner, allerdings nichts am Hut. Als ihm seine Frau einmal eine Eintrittskarte für ein Club-Spiel gegen die Bayern schenkte, sagte er lapidar: „Gib das Ticket der Ingrid.“

So sind sie halt, die Cluberer. Und Mathilde Hagner kommen die Tränen in die Augen, wenn sie an das Jahr 2007 zurückdenkt. Denn da erlag ihr im Jahr 1943 geborener Ehegatte einer schweren Krankheit. Allerdings durfte er noch den Pokalsieg „seines“ FCN in Berlin gegen den damaligen Deutschen Meister VfB Stuttgart am Bildschirm miterleben. 3:2 setzten sich die Cluberer nach Verlängerung durch.

„Freunde des Suleika-Tees“

Zurück zum Sammelalbum, das die Quieta-Werke Augsburg „Den Freunden des Suleika-Tees zugedacht“ haben. Der Verfasser dieses Berichts kann sich noch gut an den „Quieta Grün“ erinnern, den er als Kind am Morgen von seiner Mutter vorgesetzt bekam. Es handelt sich dabei um einen Kaffee-Ersatz, denn Bohnen-kaffee konnten sich in der Nachkriegszeit nur Betuchte leisten.

Aber die Fußball-Bilder hatten Hochkonjunktur und in der Schule und in den Pausen wurde begeistert getauscht, wenn man doppelte Bilder hatte.

„Erster Silberlorbeer dem Fußballsport“ heißt es einleitend im grünen Album: Und: „Wen einmal der Zauberer Fußball in seinen Bann geschlagen hat, den lässt er nicht mehr los. Er kennt keine Unterschiede zwischen Alt und Jung, zwischen arm und reich. Er hat sich die Herzen aller erobert und deshalb ist seine Anhängerschar so groß, wie sie in Deutschland kein zweiter Sportzweig aufzuweisen hat.“

16 Vereine erkämpften sich in der Saison 1950/51 die Berechtigung, in der Meisterschaftsrunde zu spielen. In der Oberliga Süd waren dies die SpVgg Fürth, der VfB Stuttgart, die Offenbacher Kickers und der VfR Mannheim.

Im Westen: Borussia Dortmund, Preußen-Dellbrück, Rot-Weiß Essen und Horst-Emscher. Im Norden: Hamburger SV, FC St. Pauli, VfL Osnabrück. Im Südwesten: FC Kaiserslautern, SSV Reutlingen, TuS Neuendorf und aus der Stadtliga Berlin kamen Tinnis-Borussia und Union 06 hinzu.

Der Oberliga Süd gehörten in dieser Runde folgende Teams an: SpVgg Fürth, VfB Stuttgart, Kickers Offenbach, VfR Mannheim, FSV Frankfurt, SV Waldhof, VfB Mühlburg (bei Karlsruhe), 1.FC Nürnberg, 1860 München, BC Augsburg, Schwaben Augsburg, FC 05 Schweinfurt, Bayern München, Eintracht Frankfurt, VfL Neckarau, SSV Reutlingen, SV Darmstadt und FC Singen.

Im Album hat „Ferdl“ Hagner, ein gebürtiger Sudetendeutscher, fast alle Köpfe der damaligen Stars eingeklebt. An erster Stelle ist die SpVgg Fürth, Süddeutscher Meister 1949/50, aufgeführt.

Wer von der älteren Generation kennt nicht die Namen Max Appis, Adolf Knoll (er trainierte später den FC Herzogenaurach in der Bayernliga), Herbert „Ertl“ Erhard (auch einmal FCH-Trainer), Alfred Faul, Georg Frosch, Karl Kupfer, Richard Gottinger, Kurt Helbig, Horst Hoffmann, Hans Nöth, Karl „Charly“ Mai, Hans Plawky, Horst Schade, von dem der spätere FCH-Spielleiter Kurt „Schade“ Bitter seinen Spitznamen bekam, Helmuth Schneider, Ernst Sieber und Paul Vorläufer.

Dem FCN – auch hier sind die Bilder vollzählig – gehörten an: Gerhard Bergner, Gunther, Baumann, Otto Brenzke, Georg Gehring, Georg Kennemann, Helmut Herbolsheimer, Adolf Kallenborn, Alfred Mirsberger, Maxl Morlock, Rudi Fischer, Konrad Winterstein, Albert Reiser, Eduard Schaffer, Hans Übelein, Kurt Ucko und „Bumbas“ Hans Schmidt.

Mathilde Hagner, die selber nicht viel mit Fußball am Hut hat, möchte alles in „würdige“ Hände geben, aber die Sammlerstücke ihres verstorbenen Mannes auch nicht verschenken. Wer Interesse hat, das Album nebst den FCN-Utensilien zu erwerben, kann sich mit ihr über die NN-Redaktion in Verbindung setzen. Der Preis ist Verhandlungssache, sagt sie.

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