Weisendorf: Wie politisch ist das Bierzelt noch?

27.8.2018, 16:58 Uhr
Weisendorf: Wie politisch ist das Bierzelt noch?

© Foto: Berny Meyer

Werktags, kurz vor elf Uhr – und das Festzelt auf der Weisendorfer Kerwa ist fast voll. Der Montag gehört traditionell der Politik. "Manche kommen wegen und manche trotz der Politiker", sagt der Weisendorfer Bürgermeister Heinrich Süß lachend. Er hat Landrat Alexander Tritthart, Abgeordnete, Nachbar-Bürgermeister sowie Kreis- und Bezirksräte an den "Prominententisch" geladen. "Wir kommen schon mit Bürgern ins Gespräch, aber wir brauchen nicht gegen irgendwen zu wettern", stellt er klar.

Wahlkampf im Bierzelt? Das funktioniere überhaupt nicht, findet die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich. "Mit wem spreche ich denn auf der Kerwa? Das sind immer dieselben Leute." Zwar werde man auch vor Ort "mal böse angefasst", Sorgen macht sie sich aber vor allem um Anfeindungen in den sozialen Netzwerken: "Die Kultur dort finde ich grauenhaft. Es ist wirklich unerträglich." Im persönlichen Gespräch könne man eher überzeugen, so Stamm-Fibich. "Wenn mir jemand direkt ins Gesicht sagt, Flüchtlinge bekommen zu viel Geld, kann ich fragen: Musstest du deshalb auf irgendetwas in deinem Leben verzichten?". In den sozialen Netzwerken habe man damit keine Chance mehr. Solche Diskussionen würden auch von etablierten Parteien befeuert. "Viele CSU-Wähler werden vom Rechtsruck der Partei abgeschreckt", ist sie überzeugt. Deshalb setzt sie sich für eine Koalition ein, die unabhängig von den Christsozialen ist: "Ich kann mir gut vorstellen, zusammen mit den Grünen, den Freien Wählern und der FDP zu koalieren", so die SPD-Abgeordnete.

Anders sieht das Landrat Alexander Tritthart (CSU). "Wir brauchen keinen Denkzettel. Dass Bayern so gut dasteht, liegt ja auch ein bisschen an der Politik." Speziell im Landkreis Erlangen-Höchstadt sei der Umgangs-ton auch in Wahlkampfzeiten noch "sehr vernünftig und Gott sei dank nicht aggressiv", so Tritthart. Das liege daran, dass viele gut verdienen und es kaum Arbeitslose gibt, vermutet er. "Die Kerwa hat bei uns einen hohen Stellenwert, aber groß politisiert wird dort nicht mehr. Früher war das stärker verankert."

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