Windpark Birkach: Bürger sollen 2,3 Millionen investieren

27.1.2017, 18:47 Uhr
Windpark Birkach: Bürger sollen 2,3 Millionen investieren

Erich Wust, Chef von WWS Projektbau, ist überzeugt, dass das Geld zusammenkommt. „Das Interesse an solch werthaltigen Investitionen ist enorm“, versichert er den geschätzt 70 Zuhörern. Es gehe darum, dafür zu sorgen, dass zuvorderst Anleger aus der Umgebung zum Zug kommen.

Ähnliche Parks haben Wust und seine Leute nach eigenem Bekunden bereits an 32 Standorten realisiert. 74 einzelne Räder produzierten rund 320 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, etwa 4000 Bürger aus Franken und der Oberpfalz seien beteiligt. WWS betreibt auch die fünf Windräder bei Lonnerstadt.

Das Grundgerüst ist überall das Gleiche, es gilt auch für die „Bürgerwindenergie Birkach GmbH & Co KG“: 25 Prozent der Gesamtinvestition bringen die Gesellschafter auf. Der Rest wird kreditfinanziert, in diesem Fall von der „VR meine Bank“ mit Sitz in Neustadt. Mit Einlagen ab 5000 Euro können Interessenten ab sofort bis voraussichtlich Ende Februar Anteile reservieren. Geht es nach dem Zeitplan der Planer, gründet sich im April die Betreibergesellschaft. Im Mai wären die Einzahlungen fällig. Der Bau beginnt, soweit die Witterung passt, noch im Februar. Mit dem Anlagenbauer ist vereinbart, dass die zwei „Windmühlen“ spätestens im August ans Netz gehen. Damit wäre ein Abnahmepreis von 7,86 Cent pro Kilowattstunde für 20 Jahre garantiert. Insgesamt kalkuliert der Projektierer für diese Zeitspanne mit einer Kapitalrendite von fünf Prozent pro Jahr. Das heißt, die Einlage hätte sich verdoppelt. Wenn die zugrunde gelegten Prognosen, insbesondere über die Produktionsmenge, aber auch über die Entwicklung der Nebenkosten zutreffen, wie Wust betont. „Es gibt keine Garantie. Das ist eine unternehmerische Beteiligung“, unterstreicht der gelernte Steuerfachmann, der „vor 16, 17 Jahren mit dem Windenergievirus infiziert“ wurde und sich 2005 mit seiner Firma selbstständig gemacht hat.

Als die Zuhörer am Ende zu Wort kommen, geht es um die Ertragslage der Lonnerstadter Räder. „Sie stehen relativ oft“, hat ein Bürger beobachtet. Der Stillstand kann drei Ursachen haben, erläutert Wust: Zu wenig Wind, Abschaltung zu bestimmten Zeiten zum Schutz von Vögeln oder Fledermäusen oder es sind Wartungsarbeiten im Gange. Letzteres komme gerade in der Anfangszeit öfter vor. Die Anlage wurde im Dezember 2015 in Betrieb genommen. „Die Kalkulation liegt vollumfänglich im grünen Bereich“, versicherte Wust.

Etwas genauer will es Erich Weichlein wissen: Er fragt nach Prognosen und den tatsächlichen Erträgen im ersten Jahr. Wust bleibt die Antwort schuldig und verweist auf die Bilanz, die im Lauf des Jahres im Bundesanzeiger veröffentlicht werde. 2016 sei zwar ein im langjährigen Vergleich windschwaches Jahr gewesen, räumte er ein. Das Ertragssoll sei aber erreicht worden, weil die Anlage drei Monate früher als geplant ans Netz ging, wie er im Gespräch mit den NN ausführte.

Weichlein und seine Mitstreiter aus Weingartsgreuth und Horbach haben ungewollt zum Entstehen des Birkach-Projekts beigetragen. Als Initiatoren der „IG pro & contra Windpark Wachenroth“ hatten sie Räder dort verhindert.

Daraufhin versetzte Wust den Standort um einige hundert Meter weiter südöstlich in den Staatswald, wo die 10 H-Abstandsregelung nicht zum Tragen kommt und kein Bebauungsplan nötig ist. Dort kann er auch die aktuell leistungsstärksten Anlagen in Bayern zum Einsatz bringen. Sie übertreffen mit einer Nabenhöhe von 149 Metern und Rotorlängen von 126 Metern die Ausmaße ihre Lonnerstadter Nachbarn (141 bzw. 117 Meter).

Die Konstrukteure können auf die bereits vorhandenen Zufahrtswege zurückgreifen. „Dafür fällt voraussichtlich kein einziger Baum“, erwartet Wusts technischer Leiter Stefan Paulus. Allerdings würden an den beiden Standorten jeweils etwa 6000 Quadratmeter abgeholzt. Gleich nach Fertigstellung werde die Hälfte davon wieder neu angepflanzt, so Paulus. KARL-HEINZ PANZER

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