„Wir sind einfach noch keine Mannschaft“

6.12.2015, 15:59 Uhr
„Wir sind einfach noch keine Mannschaft“

Welches Potential in den TSH-Basketballern steckt, war anfangs zu sehen. Fast schien es, als wollte die Kombination aus heimischen Oldies und Nürnberger Youngsters die favorisierten Rivalen aus dem südwestlichen Mittelfranken vor rund 400 Zuschauern aus der Gymnasiumshalle schießen: 31:19 hieß es nach dem ersten Viertel, 39:24 sogar nach 15 Minuten.

Was danach passiert ist, kann auch Coach Dugandzic nicht erklären. Er sah nur das, was alle sahen: „Wir sind einfach zusammengebrochen.“ Daran beteiligt waren beide Mannschaften. In dem Maße, in dem die Gäste, deren Trainer Stephan Harlander nach dem Spiel gestand, dass er wegen des ersten Drittels regelrecht „beleidigt“ war, sich am Riemen rissen, nahmen die Longhorns kollektiv die Köpfe runter und ließen sich den schönen Vorsprung schnell wieder nehmen. Schon zur Halbzeit hieß es nur noch 43:39.

Nach dem Seitenwechsel folgte eine Lehrstunde. Die Treuchtlinger, angetrieben von Kraftpaket Tim Eisenberger (14 Punkte), der immer wieder seine Center Stefan Schmoll (24) und Peter Maischak (15) fand, präsentierten sich als Team aus einem Guss, was Harlander lobte: „Wir sind seit einigen Wochen in einer Krise, ich bin froh, dass die Jungs heuer nach dem katastrophalen Start so gut reagiert haben.“

Die Herzogenauracher ließen sich in der Abwehr von den wuchtigen Gästen viel zu leicht verladen. Individuell war man der physischen Wucht nicht gewachsen – und bedenklicherweise kam viel zu selten in diesen Situation die Hilfe von den Mitspielern. Und vorne folgte nach dem frühen Spielrausch ein übler Kater. Ganze acht Punkte fielen im dritten Viertel (20 beim Gegner – die Vorentscheidung). Es gab kein Kombinationsspiel mehr, jeder wollte mit dem Kopf durch die Wand. Und es waren durchaus auch die erfahrenen Akteure, die sich an die eigene Nase fassen müssen: Mike Kaiser hatte diesmal keine gute Wurfauswahl, Braslav Turic machte seine starke Physis durch schludrige Pässe und wilde Alleingänge zunichte – und der in der ersten Halbzeit überragende Monty Rogers ist nach seiner langen Verletzungspause konditionell noch nicht in der Lage, seinem Team dauerhaft zu helfen. Kein einziger Punkt gelang ihm nach der Halbzeit mehr.

Bei den Youngsters hatte Nelson Weidemann das Pech, „Opfer“ eines miserablen Schiedsrichtergespanns zu werden, das in beiden Fanlagern immer wieder für Kopfschütteln sorgte (Kommentar eines Treuchtlinger Fans: „Basketball könnte so schön sein . . .“). Der Jugend-Nationalspieler bekam schon nach kürzester Zeit unberechtigter Weise drei Fouls aufgebrummt und musste fortan sein Engagement sowohl zeitlich als auch von der Aggressivität her reduzieren.

Der zuletzt starke Willy Inkulu hatte diesmal Probleme gegen die ausgefuchsten VfL-Center, Noah Kamdem und Tim Handt bekamen nur Kurzeinsätze. Weil Pal Ghotra, Sebastian Übbing (beide Bänderriss im Knöchel) und Haris Hujic aus dem Nürnberger Pro A-Team (Grippe) ausfielen, bekamen die Herzogenauracher Fans völlig überraschend ein bekanntes Gesicht zu sehen. Co-Trainer Benedikt Aumeier, der seine aktive Laufbahn eigentlich beendet hatte, sollte in der schlechtesten TSH-Phase für Ruhe sorgen, konnte den Untergang aber auch nicht verhindern.

Viel Trubel also im neuformierten Team, das vor harten Zeiten steht. Schon am Mittwoch in Bayreuth wartet die nächste schwere Aufgabe.

TSH: Weidemann 15/3 Dreier, Aumeier, Hüttel 5/1, Turic 12/1, Kaiser 17, Koulibaly 5/1, Kamdem 3/1, Inkulu 2, Handt, Rogers 13.

 

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