Wolkig bis heiter

22.7.2014, 10:00 Uhr
Wolkig bis heiter

© Rainer Groh

Die Musikerin mit Elternhaus in Röttenbach spielte nämlich im gut gefüllten Franziskushaus ihr Master-Konzert, sprich das Programm für die Abschlussprüfung ihres Studiums. Da nimmt man sich natürlich Stücke ins Repertoire, mit denen man zeigen kann, was man „drauf“ hat.

Maria Saulich hat eine Menge „drauf“. Das zeigte sie schon in fünf der zehn Stücke für Klavier, die Sergej Prokofiev 1937 aus seiner Ballettmusik „Romeo und Julia“ (1935) exzerpiert hat. Das Kirchengemeinde eigene Klavier im Franziskushaus ersetzt klanglich nicht gerade einen Konzertflügel, aber die Pianistin holte das Beste heraus an Dynamik bei der musikalischen Charakterzeichnung des Mädchens Julia oder an Fülle bei der Darstellung der breitbeinig auftretenden Fehden-Sippen der Montagues und der Capulets.

Von Tanz-Musik abgeleitet, sind die Klavierstücke natürlich auch rhythmisch eine Schau. Die Interpretin bekam für ihr mitreißendes, energievolles Spiel lebhaften Applaus.

Der steigerte sich noch, als sie ein echtes Kabinettstückchen folgen ließ, mit dem schon der 20-jährige Mozart seine Zuhörer in Entzücken gespielt hat. Das heißt, heute ist der Effekt seiner Variationen über das französische Kinderlied „Ah, vous dirais-je, maman“ wahrscheinlich noch größer, denn man kennt das Liedchen unter „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ noch genauer als 1776, als es das Genie aus Salzburg in Paris aufschnappte.

Schwerelos-heiter

Mozart hat das Lied zu einer schwerelos-heiteren Tasten-Jongliernummer ausgebaut, lässt das Thema von der rechten in die linke Hand und wieder zurück wandern, wechselt Tempo, verarbeitet es zum Kanon — kurz, sorgt für so viele musikalische Effekte und Heiterkeit, dass selbst an einem heißen Sommerabend in Röttenbach die Zuhörer in der Pause von einem Weihnachtslied schwärmten. Dazu muss man es natürlich gut gespielt haben, und da ließ Maria Saulich an diesem Abend keine Wünsche offen.

Abgeschlossen hat sie ihr Konzert mit einem Chopin-Block. Einmal mit tänzerischem Ansatz in der Mazurka Nr. 4 in h-Moll, einmal mit erzählerischem Ansatz in der Ballade Opus 23 in g-Moll. Ob inspiriert von den Volkstänzen seiner polnischen Heimat oder den großen epischen Dichtungen, Chopin-Stücke sind immer ebenso elaboriert wie emotional, und beides vermittelte Maria Saulich ihren Zuhörern perfekt.

Versteht sich, dass sie ihre Master-Prüfung bestanden hat, wie Pfarrerin Ulrike Lorentz verriet. Und einen starken Eindruck von den von der Initiative Musiker ohne Grenzen ehrenamtlich geführten Musikzentren für Straßenkinder konnte die Musikerin auch in Wort und Bild vermitteln.

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