Zeckern: Pflegekräfte sind heiß begehrt

23.7.2015, 07:00 Uhr
Zeckern: Pflegekräfte sind heiß begehrt

© Foto: oh

Mit einem Vorurteil will Wolfgang Frühschütz gleich aufräumen. An einem eventuell schlechten Image der Altenpflege liege es nicht, dass der Fachkräftemangel in dieser Branche besonders durchschlage. „Mein Eindruck ist eher, dass die Ausbildung zur Altenpflegerin eine der wenigen ist, die in den vergangenen Jahren einen Zuwachs erfahren hat“, sagt der Geschäftsführer der Compassio GmbH, der gerade auf Einrichtungsbesuch in Zeckern ist.

Bedarf steigt weiter

Der Mangel resultiere schlicht aus der Tatsache, dass heute mehr Personal gebraucht würde als früher — und der Bedarf wird noch steigen, schließlich geht die Zahl der Pflegebedürftigen im Zuge des demographischen Wandels bis zum Jahr 2050 weiter nach oben.

Den nötigen Zuwachs rekrutiert sein Unternehmen aus zwei Personengruppen. „Da sind natürlich die Schulabgänger nach Haupt- oder Realschule“, so Frühschütz. Aber auch — und das ist vielen vielleicht nicht ganz so klar — „Frauen mittleren Alters“. Frauen, die nach der Familienphase nicht in ihren alten Beruf zurück können oder wollen und dann eine dreijährige Umschulung machen. „Gerade die Umschulungen nehmen zu“, sagt Frühschütz, „und der Mix aus jungen Leuten und Menschen mit Lebens- und Familienerfahrung ist wichtig“.

Gelockt wird das Personal nicht nur finanziell („unter 2400 Euro fängt bei uns nach der Ausbildung niemand an, aber trotzdem ist in den Köpfen drin, dass man in der Altenpflege schlecht verdient“) und mit innovativen Pflegeansätzen, sondern auch mit flexiblen Arbeitszeiten und guten Karriereaussichten — „wer sich bei uns weiterbilden will oder zum Beispiel Wohnbereichsleiter werden will, darf das“.

Die Möglichkeit, im Notfall auch mal die Kinder mitzubringen, gibt es ebenfalls. „Wenn die Mutter erst um 14 Uhr Schichtende hat und das Kind aber um 12 Uhr Schulschluss, kann es mit den Bewohnern Mensch-ärgere-dich-nicht spielen“, so Wolfgang Frühschütz. Für die älteren Menschen sei dies immer eine willkommene Abwechslung.

Nachhilfe in Theorie

Wichtig sei aber auch die Förderung von Anfang an. Das heißt zum Beispiel: Hat ein Auszubildender Probleme mit der Theorie, gibt es in der Einrichtung Nachhilfe. „Außerdem haben wir ein Schülercafé, wo Auszubildende nachfragen können, wenn es Probleme gibt“, erklärt Elke Kriegisch-Röder, die Leiterin von Haus Heinrich. Und weil der Spaß nicht zu kurz kommen darf, gibt es spezielle Aktionen der Azubis wie etwa ein gemeinsamer Freizeitpark-Besuch. Die Ausbildungsquote, so Frühschütz, liege bei Compassio mit 13 Prozent auch relativ hoch.

Und es wird nicht nur in Deutschland ausgebildet. Um Nachwuchs zu akquerieren, geht das Unternehmen auch ins Ausland. So bildet es in Ungarn gerade in einer Krankenpflegeschule eine komplette Klasse aus (Frühschütz: „die lernen Compassio von Anfang an“), Deutsch steht dabei natürlich auch auf dem Lehrplan.

In den örtlichen Schulen macht das Unternehmen ebenfalls Werbung für den Altenpflege-Beruf. „Wir haben immer wieder Praktikanten von den Mittelschulen aus Röttenbach und Höchstadt hier“, sagt Kriegisch-Röder. Schüler, die hier ihr

Freiwilliges Soziales Schuljahr absolvieren und so vielleicht auf den Geschmack kommen, sind darüber hinaus ebenso gerne gesehen wie Ferienarbeiter.

Keine Kommentare