Zu groß für Dietersdorf? Skepsis wegen Mega-Hallen

2.5.2017, 14:00 Uhr
Bei Gleißenberg hat die Martin Bauer Group bereits ein großes Logistikzentrum. Am Westrand von Dietersdorf sollen nun bis zu vier weitere Großhallen entstehen.

Bei Gleißenberg hat die Martin Bauer Group bereits ein großes Logistikzentrum. Am Westrand von Dietersdorf sollen nun bis zu vier weitere Großhallen entstehen.

Zwischen Dutendorf und Kleinweisach hat sich viel verändert in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Links und rechts der Weisach erstrecken sich Photovoltaikfelder über einstige Äcker und Wiesen, die Kuppeln von Biogasfermentern stehen im Raum, in den Himmel am Horizont recken sich Windräder. Die einen schon fertig, die anderen noch im Bau. Und jetzt die Hallenpläne am Westrand von Dietersdorf. Die Baupläne selbst noch nicht, aber die Entwürfe für die dafür notwendige Bauleitplanung lag in der Gemeinderatssitzung erstmals öffentlich auf dem Tisch. Neben einer langen Latte weiterer Tagesordnungspunkte und dem Haushalt.

Bürgermeister Helmut Lottes hatte eine lange Debatte zu diesem Thema offensichtlich nicht eingeplant. Friedrich Großkopf war es, der sie anstieß. Das Ratsmitglied aus Burgweisach redete nicht lang drum herum: "Ich halte Dietersdorf für keinen günstigen Standort." "Riesige Burgen" würden da ans Dorf "angeflanscht". Bis zu vier Hallen, jede 100 Meter lang und 50 Meter breit, sind auf dem Entwurf für einen Bebauungsplan eingezeichnet, mit Anfahrten für Lastwagen zu den Entladerampen.

Rund fünf Hektar misst das Gelände nördlich der Straße in Richtung Breitenlohe. Genaue Höhenangaben für die "Burgen" konnte Architekt Gerhard Horak noch nicht machen. Wer aber eine Vorstellung vom Umfang bekommen will, muss nicht weit fahren: Nur zwei Kilometer weiter, in Breitenlohe, stehen ähnliche Komplexe. Und in Gleißenberg ebenso, direkt neben dem Bobby-Car-Hersteller weithin sichtbar.

Die Ansiedlungen sind Teil einer neuen Strategie der Vestenbergsgreuther Martin Bauer Group, erläuterte der potenzielle Bauherr Friedrich Brehm, der am Vestenbergsgreuther Ratstisch linker Hand neben Großkopf sitzt und über die Einlassungen seines Nebenmannes nicht entzückt gewesen sein dürfte. Der Kräuterkonzern sei dabei, vermehrt Lagerkapazitäten in die Gegend rund um Vestenbergsgreuth zu verlegen. Der größte Standort ist momentan in Demantsfürth, ein weiterer ist in Lonnerstadt unweit der B470 geplant.

Martin Bauer lässt in die langfristig gemieteten Hallen Kräuter für die Lebens- und Arzneimittelproduktion einfahren, die dann nach Bedarf zum Produktionsstandort Vestenbergsgreuth geschafft werden. Was mit enormem Verkehrsaufkommen verbunden sei, auf kleinen Gemeindeverbindungsstraßen, die dafür nicht ausgelegt seien, gab Großkopf zu bedenken. Das sei kein spezifisch Dietersdorfer Problem, hielt Alfred Winkler (3. Bürgermeister) entgegen. Wenn die Ballen etwa aus Gleißenberg oder Breitenlohe kämen, passierten sie dieselben Straßen.

Schützenhilfe bekam Großkopf von Herbert Merkel: Man sollte sich grundsätzlich fragen, wohin mit Vorhaben in dieser Größenordnung, meint der Ortsteilbeauftragte aus Frickenhöchstadt. Anstatt vieler Einzelprojekte favorisierte er ein koordiniertes Gesamtkonzept. Auch Großkopf verwies auf vorhandene Gewerbegebiete oder auf den Martin Bauer-Hauptsitz in Vestenbergsgreuth.

Die Firma strebe gezielt eine dezentrale Anordnung an, vermutete Helmut Lottes, der als langjähriger Angestellter die internen Abläufe beim größten Arbeitgeber in der Region gut kennt. Man wolle damit eine Art Risikostreuung betreiben, damit im Katastrophenfall nicht die gesamte Produktion zum Erliegen komme. Letztendlich, so Lottes, handele es sich um betriebswirtschaftliche Entscheidungen, die sich das Unternehmen nicht von der Politik diktieren lasse.

Lange überlegten sich die Räte, ob sie das langwierige Planungsverfahren einleiten sollten. Die Bürger könnten sich so übergangen fühlen, meinten die einen. Andere, wie der Bürgermeister, verwiesen darauf, dass mit der vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung im Verlauf des Verfahrens alle Seiten Gehör fänden. Bis zu einer endgültigen Entscheidung sei es noch ein langer Weg, betonte Lottes. Gegen vier Gegenstimmen brachte der Gemeinderat dann das Verfahren für die einschlägige Bauleitplanung auf den Weg. In Kürze werde es im Rathaus einen öffentlichen Termin geben, bei dem der Architekt die Pläne erläutern wird, kündigte der Bürgermeister an.

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