Zwei alte Röttenbacher Linden sind "Todeskandidaten"

15.2.2017, 16:09 Uhr
Zwei alte Röttenbacher Linden sind

© F.: Ralf Rödel

Bürgermeister Ludwig Wahl hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. "Diese Linden sind für das Ortsbild prägend und gehören zu Röttenbach einfach dazu", sagt der Bürgermeister.

Es handelt sich um zwei riesige, über 30 Meter hohe Linden, die laut Wahl um die 150 bis 200 Jahre alt sind. Sie sind Teil einer größeren Gruppe von insgesamt sieben Bäumen, die am Röttenbach östlich des Rathauses stehen. Die Stämme der beiden kranken Linden sind dicht mit Efeu bewachsen. Deshalb waren die Schäden bisher auch nicht so deutlich zu erkennen.

Doch im Zuge der regulären Grünpflegearbeiten, die der gemeindliche Bauhof jedes Jahr durchführt, entfernten Mitarbeiter kürzlich auch etwas Efeu an besagten Linden — und informierten sofort Bauhofleiter Heinz Weber und den Baumbeauftragten Sebastian Beck. Und Beck ahnte es gleich: Diese Bäume sind krank. Umgehend wurde das Sachverständigenbüro Bodo Siegert für Landschaftsbau, Baumpflege und Baumstatik eingeschaltet.

Das Gutachten erreichte Bürgermeister Wahl am Dienstag. Darin heißt es: "Zwei Linden (...) weisen derart schwerwiegende Schäden (Faulherde, Risse, Befall mit Brandkrustenpilz, Stockfäule) auf, dass sie gefällt werden müssen. Insbesondere die südlich des Kellerzugangs stockende Linde mit Brandkrustenpilzbefall muss aus Gründen der Verkehrssicherheit sofort gefällt werden!"

Zwei alte Röttenbacher Linden sind

Eine Ultraschallwellenuntersuchung habe außerdem ergeben, dass die zweite Linde an Kernfäule leide und innen schon hohl sei, berichtet Sebastian Beck. Der Bürgermeister demonstrierte das vor Ort eindrücklich, indem er einen Zollstab durch ein Loch im Stamm ein ganzes Stück in dem Baum versenkte.

Jedenfalls sah sich Ludwig Wahl nun mit einem dringlichen Problem konfrontiert. Kurzerhand lud er gestern Vormittag die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats, Jutta Sulzer von der Abteilung Gartenbau des Landratsamtes Erlangen-Höchstadt sowie den Förster Hartmut Strunz als Vertreter des Bund Naturschutz, Ortsgruppe Röttenbach-Hemhofen, zu einer Zusammenkunft ein, um sich zu beraten. "Mir war es wichtig, das Problem klar zu kommunizieren und alle einzubinden", so Wahl. Schließlich sei das keine leichte Entscheidung.

Von Jutta Sulzer bekam er jedenfalls Rückendeckung. "Bei so einem Pilzbefall ist es keine Frage: Die Druckfestigkeit ist gemindert, und der Baum könnte bei einem Sturm leicht umfallen." Das wäre fatal, befinden sich die Bäume doch mitten im Ort, Fußgänger laufen dort vorbei, und es gibt Wohnbebauung in der Nähe. "Zudem läuft hier der künftige Rad- und Fußweg entlang", gibt Wahl auch zu bedenken.

Nicht mehr zu retten

Die andere Linde droht laut Sulzer auseinanderzubrechen. "Man müsste sie, um sie zu erhalten, massiv runterschneiden, doch dann stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Verstümmelung." Das sieht Hartmut Strunz genauso. "Diese beiden Bäume sind Todeskandidaten. Sie sind krank und nicht mehr zu retten", meint der BN-Vertreter.

Und sollte ein Unglück passieren, würde die Haftung beim Bürgermeister liegen. In einem besiedelten Gebiet sei es immer schwierig, Bäume in eine solche Höhe wachsen zu lassen — die gehörten in einen Naturschutzpark. "Da sind alte Bäume extrem wertvoll", so Strunz. Den Fraktionssprecher stellte Ludwig Wahl die Frage, wie sie als Bürgermeister — der ja haften muss — entscheiden würden. Die einstimmige Meinung aller Beteiligten lautete: Beide Bäume müssen umgehend entfernt werden. Bereits heute wird damit begonnen – freilich "mit größter Vorsicht", wie Wahl betont.

Der Bauhof übernimmt die Arbeiten. Mit einem Hubsteiger geht es hinauf, zunächst werden die Äste entfernt, dann werden die Linden in kleinen Stücken von oben her abgeschnitten.

Übrigens: Die Gemeinde Röttenbach wird eine Ersatzaufforstung vornehmen: Eine Stieleiche und eine Hainbuche sollen an Stelle der beiden Linden dort Platz finden. Diese Ersatzaufforstung geschehe auf freiwilliger Basis, sagt Geschäftsleiterin Susanne Müller, denn in Röttenbach gebe es keine explizite Baumschutzverordnung wie in anderen Gemeinden.

Keine Kommentare