Immer hart am Wind

13.7.2007, 00:00 Uhr
Immer hart am Wind

© Franziska Holzschuh

Während sich die wenigen Touristen vor dem schlechten Wetter unter ihren Regenschirmen verstecken oder ins nächstbeste Gasthaus flüchten, füllt sich der Strand zusehends mit Surfbrettern, bunten Drachen und meterlangen Leinen. Die Kitesurfer vom Brombachsee sind hart im Nehmen. Kaum etwas kann sie davon abhalten, jede freie Minute auf ihrem Board zu verbringen und sich von ihrem Lenkdrachen über das Wasser ziehen zu lassen. Bei schwachem Wind wird es da schon schwieriger.

Extreme Sprünge möglich

Nachdem Kitesurfen Mitte der 90er Jahre auf Hawaii populär wurde, schwappte der Trend auch nach Deutschland über. Entstanden ist die neue Fortbewegungsart auf dem Wasser aus dem Windsurfen, anstelle des Segels wird der so genannte Kite (Lenkdrachen) verwendet. Durch den Auftrieb des Drachens lassen sich extreme Sprünge vollführen, bis zu zehn Meter hoch.

«Alle Anfänger seien gewarnt», sagt Martin Böneker, Surflehrer und Inhaber der Kitesurf-Schule Brombachsee, und lacht dabei. «Kitesurfen ist wie ein Virus. Hat man sich einmal angesteckt, kommt man nicht mehr davon los.»

An guten Tagen - und damit ist nicht etwa Sonnenschein gemeint, sondern viel Wind - kommen bis zu 100 Kiter an den Wasserspeicher. Dann trifft sich die Kite-Szene je nach Windseite am Nord- oder am Südufer. Die bunten Drachen sind schon von weitem zu sehen. «Das Schöne am Brombachsee ist der Platz», erklärt Andrea Kainhuber, die extra aus München angereist ist, um hier den Trendsport zu erlernen. Man könne auch am Ammersee gut kiten, dort sei es jedoch recht eng. Und auf Anfänger werde kaum Rücksicht genommen, klagt Kainhuber.

Beste Bedingungen

Es ist nicht nur das, was Anhänger dieser Sportart dazu veranlasst, ihre Ausrüstung ins Auto zu packen und ins Fränkische Seenland zu fahren. «Wir haben im Umkreis von 300 bis 400 Kilometern einfach die besten Bedingungen. Nicht nur den Platz, auch den Wind und die Möglichkeit, von Norden und von Süden ins Wasser zu gehen. Und außerdem ist die Landschaft hier ja auch wunderschön», schwärmt Böneker.

Von Jahr zu Jahr werden es mehr Surfer am Brombachsee. «Früher kannte hier noch jeder jeden, heutzutage wird das immer schwieriger.» Im Jahr 2001 hat Böneker seine Surfschule eröffnet, heute kann er die Nachfrage kaum noch bedienen.

«Der Reiz am Kitesurfen ist die Kraft der Natur, die man zu beherrschen lernt», meint Pragias Apostolos aus Langweid am Lech. Die anderen Kite-Schüler nicken begeistert, und während sich die Touristen an ihre heißen Kaffeebecher klammern, können sie es kaum erwarten, zurück ins nasskalte Wetter zu eilen.