In Mittelfrankens Seen kann man bedenkenlos baden

27.5.2016, 06:00 Uhr
In Mittelfrankens Seen kann man bedenkenlos baden

© Tobias Tschapka

Wie steht es um die Wasserqualität bayerischer Badeseen?

Die Wasserqualität bayerischer Badeseen ist gut. Das zeigen Untersuchungen, die das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen regelmäßig durchführt. Insgesamt sind in Bayern (Stand: Mai 2016) 376 Badestellen an Naturseen, Baggerseen und Weiher EU-Badegewässerstellen. Die Qualität eines Badeplatzes wird nicht anhand einer Einzelmessung beurteilt. Das Urteil fußt auf den Messungen von vier Jahren. Der Badeplatz wird jährlich mindestens viermal, bei Ausdehnung der Badesaison von Mai bis September, wie in Bayern üblich, sechsmal untersucht.

 

Welche Noten können vergeben werden?

Es gibt die Urteile "ausgezeichnet", "gut", "ausreichend" oder "mangelhaft". Die Bewertung erfolgt immer nach dem Ende jeder Badesaison. Grundlage sind die Messwerte für die betreffende Badesaison und die drei vorangegangenen. Als die Badesaison 2015 abgelaufen war, konnte die Qualität von 372 der 377 Badestellen bewertet werden. 357 (96,0 Prozent) der Badestellen waren "ausgezeichnet", 13 (3,5 Prozent) "gut" und 2 (0,5 Prozent) "ausreichend".

Wie wird die Wasserqualität genau überprüft?

Badegewässer werden bezüglich ihrer Hygiene durch die Kreisverwaltungsbehörden untersucht. Diese entnehmen Proben, die dann am LGL untersucht werden. Die Ergebnisse werden auf der Seite der Kreisverwaltungsbehörden veröffentlicht. Von den Badeseen in Mittelfranken sind die Proben-Ergebnisse – einige sind erst wenige Tage alt — im Internet veröffentlicht. Hier heißt es immer, dass die „Proben bakteriologisch nicht zu beanstanden“ waren. Nur die Ergebnisse des Dechsendorfer Weihers und des Schornweisacher Weihers fehlen. Wie das jüngste Ergebnis für den Dechsendorfer Weiher ausgefallen ist, konnte die Stadt Erlangen am Mittwoch auf Nachfrage unserer Zeitung nicht klären. Die zuständigen Kollegen seien im Urlaub, hieß es. Bei den letzten drei Proben wurde durch das LGL nichts Auffälliges entdeckt. Die Belastung mit Blaualgen wird aber nicht berücksichtigt. Die Ergebnisse für den Schornweisacher Weiher sollen am Montag im Internet nachzulesen sein, hieß es aus dem Landratsamt des Kreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim. Die genommene Probe war aber in Ordnung, erklärte ein Sprecher vorab.

 

Nach welchen Stoffen wird im Wasser gesucht?

Das Wasser wird vor allem auf krankmachende Bakterien hin untersucht wie Escherichia coli und Intestinale Enterokokken. Normalerweise stirbt E. coli in der Umwelt mehr oder weniger rasch ab. Wird im Wasser eine Belastung festgestellt, ist die Verunreinigung frisch. Enterokokken kommen vor allem in tierischen Fäkalien in hoher Konzentration vor und können auch länger in der Umwelt überleben. Werden sie nachgewiesen, bedeutet dies, dass die Kontamination schon länger zurückliegt.

 

Was geschieht, wenn ein See bei einer Kontrolle durchfällt?

Über die Maßnahmen entscheidet das Gesundheitsamt vor Ort. Bei Auffälligkeiten wird unverzüglich eine Nachprobe genommen und am LGL untersucht. In vielen Fällen ist diese wieder unauffällig. Abweichungen können etwa durch Starkregen verursacht worden sein, wenn das Wasser aufgewirbelt war. Ein Badeverbot ist natürlich auch eine Möglichkeit, um die Menschen zu schützen.

Am Birkensee wurde das Badeverbot unlängst aufgehoben.

 

Wie gelangen überhaupt Krankheitserreger in das Wasser?

Die krankmachenden Mikroorganismen entstammen den Fäkalien infizierter Menschen und Tiere. Diese können sowohl direkt als auch indirekt über Abwassereinleitungen und Abschwemmungen aus dem landwirtschaftlichen Bereich ins Gewässer gelangen. Eine andere Quelle sind aber auch Wasservögel.

 

Wie finden die Erreger in den menschlichen Organismus und welche Krankheiten können sie verursachen?

Ein Schwimmer schluckt durchschnittlich rund 50 Milliliter Wasser. Bei Kindern, die im Wasser spielen, kann es auch um ein Vielfaches höher sein. Krankheitserreger im Wasser können auf diese Weise leicht in den menschlichen Körper gelangen. Die Erkrankten leiden vor allem an leichten Magen-Darm-Beschwerden.

 

Seit 2008 wird die Qualität von Badegewässern nach EU-Recht bewertet. Was bedeutet das genau?

Damit Baden wirklich ein Vergnügen bleibt, genügt es nicht, allein die hygienische Wasserqualität zu überwachen. Auch das Umfeld des Sees wird unter die Lupe genommen. Im Jahr 2008 untersuchten die Behörden erstmals nach der neuen Badegewässerrichtlinie (Richtlinie 2006/7/EG), die in Abstimmung mit den EU-Mitgliedsstaaten entstanden ist. Für jedes Badegewässer musste bis zum 24. März 2011 ein Badegewässerprofil erstellt werden. Es beinhaltet unter anderem Angaben über die Beschaffenheit des Uferbereichs, ob Toiletten oder ein Parkplatz vorhanden sind, es sich bei dem Gewässer um einen natürlichen See, einen Stausee oder einen Baggersee handelt. Auch Kontaminationsquellen mussten ermittelt und bewertet werden. All diese Angaben bilden die Grundlage, auf der das Risiko für die Badenden ermittelt wird.

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