In vielen Hallenbädern geht bald das Licht aus

22.10.2015, 19:29 Uhr
In vielen Hallenbädern geht bald das Licht aus

© Günter Distler

Bürgermeister Wolfgang Lampe (SPD) hat schon fast resigniert. „Sein“ Bad in Uffenheim liegt in den letzten Zügen. Die Fenster sind blind, das Becken leck, die Technik ist veraltet. Doch für eine Sanierung fehlt der Kommune das Geld.

Allein der Unterhalt bringt die Kommune ziemlich in Bedrängnis. Dabei würde Lampe das Bad gerne erhalten. Schüler lernen hier das Schwimmen. In ländlichen Gebieten müsse man zudem um jedes Freizeitangebot froh sein, betont der Bürgermeister.

Doch ohne staatliche Zuschüsse, sagt Lampe, sei dieses „Millionenprojekt“ nicht zu stemmen. Rund dreieinhalb Millionen Euro kostet die einfachste Sanierung des Beckens mit Heizung. Ohne Kinderbecken, Hubboden für den Schwimmunterricht und Kiosk oder Mini-Gastronomie.

Um an die begehrten Zuschüsse vom Freistaat zu kommen, muss Lampe nachweisen, dass in seinem Bad mindestens 40 Schulklassen regelmäßig zum Schwimmen kommen. Das ist nicht ganz der Fall. „Knapp 400 000 Euro wurden mir als Förderung zugesagt, den Rest müssen wir selbst aufbringen“, erzählt der Bürgermeister. Bei einer Schuldenlast von rund 14 Millionen Euro, die seine Kommune trage, sei den Bürgern aber nur schwer zu vermitteln, dass man einen weiteren Kredit fürs Schwimmbad aufnehmen wolle.

Harry Scheuenstuhl, SPD-Landtagsabgeordneter, hat sich das Bad in Uffenheim von Bürgermeister Wolfgang Lampe zeigen lassen. Der Wilhermsdorfer kennt die Problematik der alten Hallenbäder zur Genüge. Auch für die Schwimmhalle in seiner Heimatgemeinde muss dringend eine Lösung her. Daneben bangen Fürth-Stadeln sowie Langenzenn und Puschendorf im Landkreis Fürth um ihre maroden Bäder.

Um zu wissen, wie es um die bayerischen Schwimmhallen bestellt ist, hat MdL Scheuenstuhl mit seinem Parteikollegen Markus Rinderspacher eine Anfrage ans Innenministerium gestellt. Die Antwort ist ernüchternd: Von 889 öffentlichen Hallenbädern in Bayern sind 263 sanierungsbedürftig oder dringend sanierungsbedürftig. Seit 2005 wurden 43 Bäder geschlossen. Vier von 94 in der Oberpfalz, 10 von insgesamt 100 in Oberfranken, vier von insgesamt 105 in Mittelfranken und acht von 134 in Unterfranken. Das klingt nicht alarmierend, doch bezieht man die sanierungsbedürftigen Bäder mit ein, wird klar, dass die Lage ernst ist:

Von 29 sanierungsbedürftigen Bädern in der Oberpfalz droht sechs die Schließung. In Mittelfranken betrifft dies fünf von insgesamt 20 maroden Bädern. In Oberfranken gelten 26 Bäder dringend sanierungsbedürftig, elf von ihnen stehen vor dem Aus und in Unterfranken muss in 22 Fällen gehandelt werden, fünf Bädern droht hier die Schließung. „Das Zahlenmaterial des Innenministeriums ist leider nicht korrekt“, sagt Scheuenstuhl. Zahlreiche Kommunen seien nicht befragt worden, und ihm persönlich seien weitaus mehr geschlossene Hallenbäder bekannt, als das Innenministerium gelistet habe.

Zudem seien einige kommunale Träger von Bädern gar nicht berücksichtigt worden. Dabei seien sie die einzigen, die Zuschüsse erhalten könnten, sofern die Bäder für den Schulsport genutzt werden. Alle anderen Träger müssen die Sanierungen selbst schultern, auch dann, wenn es sich um öffentliche Bäder handelt, wie beispielsweise das Hallenbad der Diakoniegemeinschaft in Puschendorf . Jörg Laubenstein, Vorsitzender des DLRG-Kreisverband Nürnberg-Roth-Schwabach, hält mit einem weiteren Argument dagegen. „Ich empfinde die Lage schon jetzt als dramatisch“, sagt Laubenstein. Die Schließung der Hallenbäder wirke sich direkt auf das Schwimmvermögen der Kinder aus.

Schon jetzt gebe es nur noch wenige Schulen, die Schwimmen als Schulsport anbieten, betont der DLRG-Funktionär und drückt es drastisch aus: „Was die Kommunen an Kosten für die Sanierung sparen, wird später für die Bestattungen der Nichtschwimmer draufgehen.“ Die Gefahr zu ertrinken sei für Kinder und Jugendliche, die nicht schwimmen können, groß. Einen traurigen Beweis hätten die zahlreichen Flüchtlinge geliefert, die dieses Jahr im Freistaat ertrunken seien. Sie konnten nicht schwimmen.

Bürgermeister Wolfgang Lampe will sein Hallenbad, dass von vielen Gruppen rege genutzt wird, unbedingt erhalten. Doch wie es derzeit aussieht, kämpft er auf verlorenem Posten.

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