"Jede Menge Leben": So viel Abenteuer bietet Nürnberg

9.10.2015, 16:00 Uhr

© Foto: Fengler

„Ich kann das ständige Geheule nicht mehr hören, dass in Nürnberg nichts los ist. Hier ist so wahnsinnig viel geboten. Diese Stadt ist so toll und hat irrsinnig viele Facetten“, schwärmt Katharina Wasmeier. 83 dieser Facetten hat sie in den neuen Freizeitführer „Jede Menge Leben“ gepackt.

Und dafür hat sie knallhart aussieben müssen: „Ich hatte eine Riesenliste mit 170 Empfehlungen, die ich unbedingt vorstellen wollte.“ Dabei hat sie sich von vornherein beschränkt. Die Kaiserburg, den Schönen Brunnen, die Lorenzkirche oder den Christkindlesmarkt sucht man vergeblich in dem Band.

„Die findet eh jeder. Wir wollten dazu einladen, einen Blick um die Ecke zu werfen“, betont Wasmeier. So wird statt dem Christkindlesmarkt eben der Markt der Partnerstädte ans Herz gelegt, und statt auf die Kaiserburg wird ein Loblied auf den dahinterliegenden Burggarten gesungen.

„Jung, bunt, erlebnisorientiert“

„Der Freizeitführer soll jung, bunt und erlebnisorientiert sein. Kein statisches Besichtigungsbuch, sondern Unterhaltung“, betont Elisabeth Kolb vom Cadolzburger Verlag ars vivendi, der das Buch auf den Markt gebracht hat. „Jede Menge Leben“ gab es 2002 schon einmal — mit anderen Autoren und anderen Orten, aber mit einem ähnlichen Konzept.

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Nun war es an der Zeit, eine Neuauflage zu wagen. „Das ist sozusagen ein Prototyp. Wenn er gut läuft, könnten wir uns vorstellen, eine Reihe daraus zu machen mit anderen Städten im süddeutschen Raum oder auch mit Berlin“, verrät Kolb.

In dem Buch findet sich fast alles, was das Leben (nicht nur für Hipster) spannender machen könnte: Schnucklige Cafés mit beglückendem Kuchen, Kneipen, in denen Industriebier Hausverbot hat, aber auch 3D-Minigolf in Schwarzlichtatmosphäre, ein Upcycling-Laden und ein uriger Musikkeller mit viel Tradition.

All das findet sich nicht nur in Nürnberg. Der Autor und Schauspieler Helwig Arenz hat in Fürth 27 Geheimtipps herausgesucht, Kultur-Experte Peter Gruner hat 25 Portionen Leben in Erlangen aufgespürt, immer wieder garniert mit einigen Extra-Tipps, die nur ein paar Schritte davon entfernt sind.

Damit das Büchlein auf keinen Fall langweilig wird, durften die Autoren einfach frei Schnauze und sehr persönlich formulieren und fabulieren. Das tut Katharina Wasmeier ohnehin in ihrer wöchentlichen Kolumne „Runter vom Sofa!“ in der Lokal-Ausgabe der Nürnberger Nachrichten. Nach Herzenslust und mit irrwitzigen Wortneuschöpfungen und -kaskaden geht sie dabei dem Nürnberger Nacht-, Tag- und Seelenleben auf dem Grund.

„Ganz so rotzig wie in der Glosse schreibe ich in dem Buch natürlich nicht — aber ich habe schon ohne Rücksicht auf Verluste geschrieben, eben so, wie es aus mir rauswollte“, betont Wasmeier.

Das liest sich dann sehr charmant, unterhaltsam und kurzweilig, zuweilen muss der Leser aber auch ein bisschen nachdenken, etwa wenn eine bekannte Burger-Kette nur als „Schachtelwirt“ auftaucht.

Abseits ausgetretener Pfade

Nicht nur Orte kommen in dem Buch zu Ehren, sondern auch außergewöhnliche Veranstaltungen wie das Brückenfestival, Nürnberg.Pop, der Fürther Bauernmarkt oder das Erlanger Poetenfest.

Helwig Arenz wählt naturgemäß einen nicht ganz so frechen und mehr literarischen Ansatz, schreibt über das Stadtparkcafé, den Grafflmarkt oder das Lim-Haus meist aus der Ich-Perspektive, während Peter Gruner Lamm-Lichtspiele, E-Werk, Burgberggarten oder Yoghurt Bar so näher bringt, als ob der Leser selbst dabei wäre bei seiner Erkundungstour.

So hat jede Stadt ihren eigenen Duktus bekommen, so wie sich auch das Leben und die Atmosphäre in den Kommunen trotz ihrer räumlichen Nähe fundamental unterscheiden. Es wird dazu eingeladen, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich auch als Einheimischer immer wieder überraschen zu lassen. Denn langweilig, langweilig ist es nirgendwo.

Katharina Wasmeier, Helwig Arenz, Peter Gruner: Jede Menge Leben. Freizeitführer. ars vivendi, Cadolzburg, 185 Seiten, 14,90 Euro.

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