Jedes Jahr sterben rund 70 Prozent der jungen Igel

5.11.2015, 16:00 Uhr
Jedes Jahr sterben rund 70 Prozent der jungen Igel

© Foto: dpa

Das Pilotprojekt „Igel in Bayern“, das der LBV in diesem Jahr verfolgt hat, war für Biologin Martina Gehret sehr aufschlussreich. „Wir haben festgestellt, dass die bayerische Igelpopulation unter dem trockenen Sommer gelitten hat“, sagt sie. Und es sei richtig, dass gerade junge Igel sich derzeit schwertun, genug Winterspeck aufzubauen.

Doch einfach jeden Igel grundsätzlich einzufangen und im Haus zu halten, sei falsch verstandene Tierliebe. „Besser ist es, den Igel in seinem natürlichen Lebensraum zu unterstützen“, rät die Fachfrau. Sei es durch den Bau einer isolierten Laubburg, eines Igelhauses oder eines katzensicheren Fresshauses. „Jedes Jahr sterben etwa 70 Prozent der jungen Igel“, sagt Gehret. Das sei normal und ein natürlicher Selektionsprozess. Doch der Igel sei ein absoluter Überlebenskünstler. Er existiere seit 15 Millionen Jahren.

Falten im Nacken

„Das grundlose Einsammeln von Igeln und das anschließende Wegsperren in Kellern oder die Überwinterung ohne Winterschlaf in der Badewanne hat nichts mit Naturschutz zu tun“, betont Gehret.

Nur offensichtlich kranke und hilfsbedürftige Tiere dürfe man ins Haus nehmen, um sie dort zu überwintern. Kranke Igel erkenne man an ihrem apathischen Verhalten und daran, dass sie tagsüber unterwegs sind. Falten im Nacken der Tiere, Untergewicht und eingefallene Flanken zu erkennen, sei für den Laien zu schwierig, glaubt Gehret. Auch das sind Indizien, dass es ihm schlecht geht.

Ingrid Plesch-Gries, die „Igelmama“ aus Oberasbach im Landkreis Fürth teilt eine andere Auffassung. Jeder Igel, der noch unterwegs sei, benötige dringend menschliche Hilfe, sagt sie. Durch die nächtliche Kälte in Kombination mit der Trockenheit sei der Stoffwechsel der Tiere heruntergefahren. Selbst wenn die Igel zugefüttert werden, können die Tiere die Nahrung nicht mehr richtig verwerten.

Plesch-Gries hat in den vergangenen Wochen rund 22 Igel bei sich aufgenommen. Allesamt seien abgemagert oder krank gewesen, sagt sie. Für einige kam jede Hilfe zu spät. Mangel an Nahrung führe dazu, dass innere Parasiten mit ihnen ein leichtes Spiel haben.

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