Kamin mit Storchennest bleibt

21.3.2011, 17:49 Uhr
Kamin mit Storchennest bleibt

© Markus Steiner

Ihr Protest richtete sich gegen die Raiffeisenbank nebenan , die – wie berichtet – den Kamin abreißen lassen will, auf dem seit Jahrzehnten Störche nisten. Bereits am Sonntagabend waren rund 50 Bürger vor Ort und hatten mit Bürgermeister Manfred Schuster und zwei Vorstandsmitgliedern der Raiffeisenbank heftig diskutiert.

Offensichtlich mit Erfolg, wie sich am Montagmorgen zeigte: Nun steht fest, dass der Schornstein erst einmal stehen bleiben wird. Der Abriss, der für Montagvormittag geplant war, wurde ausgesetzt. Ein neuerliches Gutachten soll Klarheit schaffen, wie marode der Kamin wirklich ist. Ein „Storchen-Moratorium“ also, ähnlich jenem, das bundesweit über die Atomkraftwerke verhängt wurde? Im südlichen Mittelfranken gibt es noch eine weitere Parallele zur großen Politik: Die Bürger in Trommetsheim sind vor allem darüber verärgert, dass sie übergangen wurden.

„Wir sind doch keine unmündigen Kinder, die vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, erregt sich eine der acht Damen, die den ganzen Vormittag über eine Art Hausfrauen-Mahnwache organisiert hatten. Sie wollten so verhindern, dass der Kamin einfach platt gemacht würde. „Hier geht es nicht um einen Parkplatz, sondern um unser Wahrzeichen“, erklärte Claudia Stichauer die Gründe dafür, weshalb die Debatte in Trommetsheim so emotional verläuft. Und noch etwas führt zu Unmut, wie einer der drei Männer erklärte, die mit Wache hielten: „Warum haben die das nicht schon alles im Herbst geprüft, als der Storch nicht da war?“

Klar ist aktuell nur eines: Beim Storchen-Kamin bleibt erst einmal alles, wie es ist. Das erklärte Vorstandsmitglied Wilfried Wiedemann dem „Weißenburger Tagblatt“. Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV), den Bürgern und der Gemeinde soll das zweite Gutachten klären, ob die Sanierung vielleicht doch kostengünstiger zu haben ist, und ob der 15 Meter hohe Schlot wirklich akut einsturzgefährdet ist.

Denn auch das wird überdeutlich: die Bürger hängen nicht nur an ihren Störchen, sondern auch an ihrem Wahrzeichen, dem Kamin. Das hat auch Wiedemann längst erkannt: „Wir haben großes Interesse an der Sanierung, am Ende muss ich aber in der Vertreterversammlung der Raiba die Entscheidung auch finanziell rechtfertigen.“

In einem ersten Gutachten wurden – wie berichtet– die Kosten für einen Neubau auf 150000 bis 200000 Euro geschätzt. Das wäre auch den Trommetsheimern zu viel. Zumal sie überzeugt sind, dass die Sanierung des Schlots auch wesentlich günstiger zu haben wäre. „Wir würden alle mithelfen, viel in Eigenregie machen und auch Spenden sammeln“, versicherte eine der „Bewacherinnen“. Was aber wäre, wenn auch das zweite Gutachten bestätigte, dass der Kamin irreparabel geschädigt ist? „Dann bauen wir einen Neuen“, gibt sich eine andere Storchenfreundin kämpferisch.

Wie ernst es den Damen ist, zeigt sich, wenn das „worst-case-Szenario“ zur Sprache kommt: Was wäre passiert, wenn die Baufirma gestern wirklich mit dem Abbruch begonnen hätte? „Dann hätten wir uns notfalls angekettet oder eine Sitzblockade gemacht, um das zu verhindern!“, sagt Claudia Stichauer. Und die anderen Damen nicken zustimmend. Da spätestens wird klar: Wenn es um ihren Storch geht, kennen die Trommetsheimer keinen Spaß.

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