Kritik an GNTM: Neue Magersuchtwelle bei Mädchen

24.5.2017, 05:58 Uhr
Kritik an GNTM: Neue Magersuchtwelle bei Mädchen

© Archivfoto: ProSieben

Der Magerwahn, so Fleischmann, habe sogar schon in den Grundschulen Einzug gehalten. Ministerin Huml, von Beruf approbierte Ärztin, machte für die jüngste Welle das Finale von "Germany’s next Topmodel" verantwortlich, das jungen Frauen ein falsches und gefährliches Schönheitsideal vermittele.

In Bayern sei die Zahl der Mädchen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, die aufgrund von Magersucht im Krankenhaus landen, von 426 auf 686 gestiegen. Die Zahl der Behandlungsfälle bei unter 15-jährigen Mädchen hat sich laut Gesundheitsministerium in demselben Zeitraum von 135 auf 265 erhöht.

Das sei aber nur die Spitze des Eisbergs, so Huml. Denn viele Fälle würden ambulant behandelt. Darüber hinaus zeigten viele junge Menschen Symptome eines gestörten Essverhaltens, seien aber noch nicht krank. Alarmzeichen für exzessives Hungern seien Schwächeanfälle und Kreislaufstörungen. In schweren Fällen könne es zu Nierenversagen und sogar Herzstillstand kommen.

"Hier läuft etwas gewaltig schief"

Die Lehrer behandelten das Thema immer wieder im Unterricht und versuchten, den Kindern eine gesunde Einstellung zu ihrem Körper zu vermitteln, sagte BLLV-Präsidentin Fleischmann. Die Einflüsse, denen die Heranwachsenden außerhalb der Schule ausgesetzt sind, seien aber meistens stärker. "Hier läuft etwas gewaltig schief", so die BLLV-Präsidentin. Aus ihrer Zeit als Lehrerin wisse sie selbst, dass sich fast alle Mädchen "zu dick" fänden. Das fange schon in der ersten Klasse an.

Das bayerische Gesundheitsministerium will dem Magerwahn mit Präventionsprogrammen gegen Essstörungen begegnen. Unter anderem werde eine Ausstellung namens "Klang meines Körpers" in den Schulen gezeigt, so Huml. "Cinderella", die Informations- und Kontaktstelle für Betroffene, wird ebenso staatlich gefördert wie die 180 psychosozialen Suchtberatungsstellen im Freistaat.

Die Angst der Mütter

Ohne ein "Umdenken in der Gesellschaft" werde man aber gegen die grassierende Magersucht von überwiegend weiblichen Kindern, Teenagern und Twens wenig ausrichten können, befürchtet BLLV-Präsidentin Fleischmann. Dabei spielten vor allem die Elternhäuser eine wichtige Rolle. Nicht wenige Mütter seien selbst von der Angst getrieben, ihre Tochter könnte als zu dick wahrgenommen werden und setzten ihr Kind wohlmeinend auf Diät. Besser sei es, vor den Kindern nicht über körperliche Defizite zu reden. Die Kinder "sollten nicht das Gefühl bekommen, dass sich der Wert eines Menschen an seinem Bodymaßindex bemisst".

Gerade das aber gaukelten TV-Sendungen wie "Topmodel" und Internetseiten vor. Schon Grundschüler verlören dadurch ihre Unbedarftheit und Sorglosigkeit und beschäftigten sich wie Erwachsene sehr viel mit ihrem äußeren Erscheinungsbild.

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