Lebensretter für Tom gesucht

11.1.2017, 08:00 Uhr
Lebensretter für Tom gesucht

© Peter Budig

Laura Riedlinger von der bundesweit tätigen Organisa­tion DKMS (Deutsche Knochenmark-Spenderdatei) ist extra aus Tübingen angereist, um für Tom Steiger aus Ober­michelbach zu spre­chen. Sie sitzt mitten unter den anderen, die den Aufruf unter­stützen: Landrat Matthias Dießl, der Bürgermeister von Langenzenn Jürgen Habel, die Schulleiter Angelika Roth (Real­schule Langenzenn) und Udo Sponsel (Mit­telschule) sowie Kathrin, eine Freun­din von Tom. Ihrer aller Anliegen: Es sol­len sich möglichst vie­le Menschen als poten­zielle Stammzellenspender typisieren lassen. Denn mit Hilfe von Spender-Stammzellen kann die sonst meist töd­lich verlaufende Krankheit Blutkrebs geheilt werden.

Riedlinger, die Expertin, hat gute Argumente für eine solche Registrie­rung vorzubringen. Doch dann spricht Jürgen Steiger, der Vater des 17-jährigen Tom, Neuntklässler der Realschule Langenzenn. Und plötz­lich gewinnt der Aufruf an Dringlich­keit. Denn eines wird ganz klar: Es geht hier um ein Menschenleben. Um einen jungen Burschen.

„Vor fast exakt einem Jahr“, er­zählt der Vater, „wurde die Krankheit bei Tom entdeckt.“ Ein Besuch beim Hausarzt und eine sofortige Untersu­chung im Krankenhaus brachten schreckliche Gewissheit: Tom leidet an Leukämie. „Schon am kommenden Tag begannen die Behandlungen mit Chemotherapie“, berichtet Jürgen Steiger. Dann versagt ihm die Stimme, er muss innehalten, Trä­nen wegwischen, neu ansetzen: Denn mit Tom ging es über den Sommer scheinbar deutlich bergauf. Die Blutwerte waren im November so gut, dass er über Weih­nachten nach Hause sollte. Hatte sein Sohn die schreckliche Krankheit besiegt? Leukämie ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Allen gemeinsam ist, dass sich entartete weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren. Bei Toms Variante, ALM abgekürzt, beginnt die betroffene Zelle, sich ungebremst zu vermehren, ohne sich jedoch zu funkti­onstüchtigen Blutkörperchen zu ent­wickeln. In sieben Thera­pieblöcken hatte Tom Chemotherapien erhal­ten. „Das war furcht­bar“, erinnert sich sein Vater, denn die Chemo­therapie zerstört auch das körpereigene Immun­system.

Plötzlich ein Rückfall

Doch ohne die Thera­pie wäre Tom wohl nicht mehr am Leben. Kurz nachdem er vor Weih­nachten glücklich zu Hause war, kam es zu einem schweren Rück­fall. Die Krankheit hatte einen weiteren Angriff gestartet, die Blutwerte eskalierten.

Lebensretter für Tom gesucht

© privat

Jetzt wartet der 17-Jährige dringend auf einen Stammzellenspen­der, dessen Gewebemerk­male den seinen mög­lichst genau entsprechen – einen genetischen Zwil­ling. Aus diesem Grund veranstaltet die DKMS gemeinsam mit vielen lokalen ehrenamtlichen Helfern eine Typisierungsaktion. Dabei wird ledig­lich ein wenig Blut abgenommen und man lässt sich als potentieller Stamm­zellenspender in die Datenbank auf­nehmen. So werden die individuellen Gewebemerkmale registriert.

Erst wenn irgendwo auf der Welt ein erkrankter Mensch mit den glei­chen Merkmalen auftaucht, wird man gefragt, ob man tatsächlich zur Spen­de bereit ist. Sagt der Spender ja, wird er umfassend untersucht: Nur wer vollkommen gesund ist, kann Stamm­zellen spenden.

Abhängig von der individuellen Situation des Erkrankten gibt es dann zwei Möglichkeiten, wie das passiert: In 80 Prozent der Fälle werden ambu­lant Stammzellen aus der Blutbahn entnommen. 20 Prozent der Spender wird unter Vollnarkose Knochenmark – nicht zu verwechseln mit Rücken­mark – entnommen. In allen Stadien kann der potenzielle Spender von sei­nem Angebot zurücktreten.

Typisierungsaktion: 28. Januar in der Sporthalle des SV Seuken­dorf, 12 bis 17 Uhr. Helfen kann man auch mit Geldspenden, da jede Registrierung die DKMS 40 Euro kostet. Spendenkonto: IBAN:DE27762500000040282493 BIC: BYLADEM1 SFU (Stichwort: Tom) Weitere Info: www.dkms.de

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