Loveparade: Veranstalter aus Bamberg begrüßt Prozess

25.4.2017, 11:48 Uhr
Rainer Schaller aus Bamberg war damals Geschäftsführer des Veranstalters Lopavent. (Archivfoto)

© dpa Rainer Schaller aus Bamberg war damals Geschäftsführer des Veranstalters Lopavent. (Archivfoto)

Sie erstickten und sie wurden erdrückt: Bei der Loveparade in Duisburg im Juli 2010 starben 21 junge Menschen. Der einzige Zugang zu der Technoparade auf einem stillgelegten Güterbahnhof war auch der einzige Ausgang. Es kam zu einem tödlichen Gedränge. Mehr als 650 wurden verletzt. Einige leiden bis heute schwer unter den Folgen.

Doch wer hatte das zu verantworten? War es vielleicht absehbar gewesen, dass die Wege für die vielen Menschen viel zu knapp bemessen waren? Fragen, die jetzt doch in einem Strafprozess geklärt werden sollen.

Das Landgericht in Duisburg hatte die Anklage gegen zehn Beschuldigte der Stadt und gegen Mitarbeiter des damaligen Veranstalters Lopavent von Rainer Schaller aus Schlüsseleld (Landkreis Bamberg), der auch Chef der Fitnesstudio-Kette McFit ist, zunächst mangels Erfolgsaussichten nicht zur Verhandlung zugelassen. Das OLG hält nun im Gegensatz zum Landgericht eine Verurteilung der Angeklagten unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung "für hinreichend wahrscheinlich".

Loveparade: Veranstalter aus Bamberg begrüßt Prozess

© Marius Becker (dpa)

Das OLG entschied zudem, dass das 460 Seiten lange Gutachten des britischen Sachverständigen Keith Still "entgegen der Annahme des Landgerichts verwertbar ist, und rehabilitierte damit den Sachverständigen. Seinem Gutachten kommt als Beweismittel eine zentrale Rolle zu: Es geht davon aus, dass das Zu- und Abgangssystem zur der Technoparade wegen Planungsfehlern dem Besucherstrom nicht mehr standhalten konnte.

Dem OLG zufolge "drängt es sich nach dem Ermittlungsergebnis auf", dass die den Angeschuldigten vorgeworfenen Pflichtverletzungen die Ursache für den Tod oder die Verletzungen der Loveparade-Besucher waren. Nicht unter ihnen: der damalige Bürgermeister der Stadt Duisburg, Adolf Sauerland, und der Geschäftsführer des Love-Parade-Veranstalters Lopavent, Rainer Schaller. Schaller hat angegeben, nicht persönlich in die Vorbereitungen eingebunden gewesen zu sein. Strafrechtlich wird er daher nicht belangt, er wurde nur als einer von insgesamt 3385 Zeugen vernommen.

Rainer Schaller begrüßte den angeordneten Strafprozess zu dem Unglück. "Ich bin froh, dass es einen Prozess geben wird und vertraue auf das deutsche Rechtssystem. Dieses wird Klarheit darüber bringen, was damals wirklich geschah", erklärte der 48-Jährige. Gerade für Angehörige und Verletzte sei es enorm wichtig, dass die Verantwortlichen gefunden würden. "In Duisburg fand keine Naturkatastrophe statt, sondern Menschen haben Fehler gemacht."

Der gebürtige Franke, der bis heute in Schlüsselfeld im Landkreis Bamberg einen Edeka-Laden betreibt, entstammt einer Kaufmannsfamilie. Doch mit 28 Jahren hatte er die "Schnauze voll vom Einzelhandel" seiner Eltern. Lieber ließ der Sportfreak fortan seine Muskeln spielen: In Würzburg machte er das erste Billig-Fitnessstudio auf.

Die aufgekaufte Loveparade sollte Schallers Fitnessstudiokette damals noch bekannter machen. Doch dann wurde sie zum düstersten Kapitel in der Firmengeschichte. 

Heute steht McFit wieder gut da, das Negativimage hat Rainer Schaller weitgehend abgelegt. Inzwischen besitzt er Deutschlands größte Sportstudiokette mit 165 Filialen. Außerdem betreibt die Gruppe mit Sitz in Berlin Studios in Spanien, Österreich, Polen und Italien.

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