Mord in Oberbayern: Erinnerungen an Fälle in der Region

28.2.2017, 05:57 Uhr
Mord in Oberbayern: Erinnerungen an Fälle in der Region

© dpa

Nachdem Polizisten am Samstagabend zwei Tote und eine schwer verletzte Frau in einem Haus im oberbayerischen Königsdorf gefunden haben, herrscht viel Wirbel: Es sind seltsame Szenen am Tatort im Weiler Höfen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Mitarbeiter der Operativen Fallanalyse, Profiler genannt, stellen mögliche Mordsituationen nach. Aus welchem Winkel und aus welcher Höhe prasselten die Schläge auf die Mordopfer ein? Wie war der Tatablauf? Haben sich die Opfer gewehrt? Kommt angesichts der Aggression eine Beziehungstat infrage, sind die Täter also im persönlichen Umfeld zu suchen?

Gleichzeitig laufen immer noch Mitarbeiter der Spurensicherung in weißen Overalls durch das riesige Haus mit seinen drei Stockwerken und übers Grundstück, idyllisch zwischen Tegernsee und Starnberger See gelegen. Jede Hautschuppe, jedes Haar wird mit Pinzetten aufgehoben.

Schläge auf den Körper

Markus Diendl von der Kriminalpolizei Weilheim hat inzwischen die Sonderkommission von anfangs 30 auf 52 Beamte aufgestockt. Auch hier drehen sich die Diskussionen um den Tatablauf. Die wahrscheinlichste These aus Sicht der Ermittler: Es handelt sich um mehrere Einbrecher, die eine Tür oder ein Fenster aufgebrochen haben. Genaues verrät er über die Spuren nicht. Und dann die Konfrontation mit der Hausbesitzerin (76) und ihren Gästen, einem Mann (81) aus Nordrhein-Westfalen und eine Frau (76) aus Hessen. Nur die Hausbesitzerin überlebt die Prügelorgie schwer verletzt. Die Polizei spricht von "Schlägen auf den Körper".

Weil die Hauseigentümerin nicht vernehmungsfähig ist, bleibt unklar, was die Täter geraubt haben. Aufgebrochene Geldkassetten fanden die Ermittler nicht. Aufschluss über den genauen Tatzeitpunkt soll nun die Gerichtsmedizin liefern. Am Samstagabend waren die Leichen entdeckt worden. Getötet wurden die beiden Gäste "irgendwann" zwischen dem Mittwochabend und dem Freitagabend.

Bei einer Leichenliegezeit von weniger als 48 Stunden helfen Temperaturmessung und Fleckenbildung zur genauen Bestimmung. Liegen die Leichen länger, geben zum Beispiel Insektenlarven auf den Körpern Hinweise auf den Todeszeitpunkt. Der Fall weckt Erinnerungen an einen Mord in der Nürnberger Südstadt: Im Sommer 2013 wurde eine 85-Jährige in der Nürnberger Südstadt von zwei Einbrechern erstickt. Die Männer waren über den Balkon in die Wohnung eingedrungen. Die Frau überraschte sie wohl.

Seniorin in Heroldsberg gefoltert

Die beiden Täter wurden durch DNA-Spuren überführt und schließlich in ihrer Heimat in Georgien verhaftet. Beide kassierten vor Gericht lebenslange Haft. Die DNA-Spuren wurden auch nach einem Einbruch in der Wohnung einer anderen Nürnberger Rentnerin gesichert. Die 78-Jährige hatte den Einbruch aber verschlafen. Für Aufsehen sorgte im August 2015 der Überfall auf eine 85-Jährige in Heroldsberg im Kreis Erlangen-Höchstadt.

Zwei maskierte Männer waren in das Haus der Frau eingedrungen und standen plötzlich vor ihrem Bett. Sie fragten nach dem Tresor. Als die Frau antwortete, sie besitze keinen Gelschrank wurde sie erst brutal verprügelt und schließlich gefoltert. Dann trieben sie ihr Nadeln unter die Fingernägel. Aber die Frau besaß wirklich keinen Tresor.

Schlimm ist auch der Fall eines 76-jährigen Unternehmers aus Wernberg-Köblitz. Kurz vor Weihnachten 2014 drangen Einbrecher in seine Villa ein. Der pflegebedürftige Mann war völlig hilflos. Die Täter schlugen auf seinen Kopf ein, einen Monat später erlag er seinen Verletzungen. Damals gerieten schnell die 58 Jahre alte Ex-Ehefrau des Opfers und ihr 26 Jahre alter Liebhaber, ein Polizist, ins Visier der Ermittler. Doch zu einer Anklage ist es bis heute nicht gekommen.

Erst vor wenigen Tagen kritisierten die Verteidiger der Verdächtigen die Staatsanwaltschaft, die öffentlich von dem Verdacht berichtet hatte. Sie forderten die Staatsanwaltschaft Amberg auf, endlich die Ermittlungen abzuschließen oder das Ermittlungsverfahren gegen ihre Mandanten einzustellen.