Mutter ließ Kind fast verhungern: Tränen zum Prozessauftakt

21.6.2016, 13:24 Uhr
Als das acht Monate alte Baby der Angeklagten ins Krankenhaus kam, wog es unter vier Kilo. Die Ärzte konnten sein Leben retten.

© www.colourbox.com. Als das acht Monate alte Baby der Angeklagten ins Krankenhaus kam, wog es unter vier Kilo. Die Ärzte konnten sein Leben retten.

Eine Mutter, die ihr Baby fast verhungern ließ, steht seit Dienstag in Augsburg vor Gericht. Die 29-Jährige muss sich wegen versuchten Mordes verantworten. "Ich liebe meine Kinder", waren die ersten Wörter der Angeklagten vor dem Landgericht. Den lebensbedrohlichen Zustand ihres Säuglings will sie nicht bemerkt haben. "Ich habe nicht gedacht, dass es ihm so schlecht geht, sonst wäre ich doch zum Arzt gegangen." Die Frau, die immer wieder schluchzte, räumte dennoch Fehler ein: Sie habe zur Tatzeit unter starken Depressionen gelitten und täglich Alkohol getrunken. "Ich weiß nicht, wie ich das nicht sehen konnte, wie es meinen Kindern geht. Meine Kinder sind alles für mich."

Die Staatsanwaltschaft wirft der 29-Jährigen vor, drei ihrer fünf Kinder "böswillig" und "aufgrund eigensüchtiger Beweggründe" körperlich und geistig vernachlässigt zu haben. Das jüngste Kind soll sie so schlecht versorgt und unregelmäßig gefüttert haben, dass Lebensgefahr bestand. Im Mai 2015 war der acht Monate alte Bub mit einem Gewicht von unter vier Kilogramm in die Kinderklinik gebracht worden. Die Ärzte konnten den Säugling retten. Auch die beiden anderen betroffenen Kinder im Alter von fast zwei und viereinhalb Jahren mussten medizinisch behandelt werden.

Die Angeklagte sitzt seit Oktober 2015 in Untersuchungshaft. Sie lebte zuletzt mit ihren drei jüngsten Kindern, die jeweils von verschiedenen Vätern stammen, in einer Obdachlosenunterkunft in Augsburg. Dass das Baby immer dünner wurde, habe sie zwar gesehen, gestand die Mutter unter Tränen. Aber weil sie sich für ihre Situation geschämt und den Ernst der Lage nicht erkannt habe, habe sie keine Hilfe geholt. "Ich dachte, ich schaffe das alleine." Der Angeklagten droht eine lebenslange Haft. Die Tatsache, dass die Tat nicht vollendet wurde, könnte aber zu einer Milderung der Strafe führen, sagte ein Sprecher des Gerichtes vor Prozessbeginn. Auch die Begehungsform des versuchten Mordes durch Unterlassen könne zu einer geringeren Strafe führen. Das Urteil könnte in der kommenden Woche fallen.