Nach Bayern-Ei-Skandal: Neue Kontrolleure legen los

9.1.2018, 12:22 Uhr
Für die Kontrolle von Großbetrieben braucht es Spezialisten, die die komplexen Zusammenhänge und internationalen Verflechtungen durchschauen.

© Boris Roessler/dpa Für die Kontrolle von Großbetrieben braucht es Spezialisten, die die komplexen Zusammenhänge und internationalen Verflechtungen durchschauen.

Zur Einweihung einer neuen Behörde will man natürlich möglichst gleich zeigen, wie schlagkräftig man ist. Deshalb haben die Lebensmittelkontrolleure in den ersten vier Arbeitstagen der neuen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gleich richtig Gas gegeben. Seit 2. Januar haben sie bereits 39 Betriebe kontrolliert und 114 Lebensmittelproben genommen. Bisher wurden bei vier Kontrollen geringfügige Mängel festgestellt.

"Mehr als 99 Prozent aller Lebensmittel sind sicher und unbedenklich. Die Erfahrung zeigt uns dennoch, dass es keine hundertprozentige Sicherheit geben kann, vor allem wenn Unternehmen mit krimineller Energie unterwegs sind", meint Bayerns Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU).

Dies hat man nicht zuletzt beim Bayern-Ei-Skandal erfahren müssen, der im Sommer 2014 zu einem Salmonellenausbruch in Europa führte, der aber erst im Mai 2015 durch Medienrecherchen auf die Firma Bayern-Ei zurückzuführen war. Selbst der Oberste Rechnungshof prangerte in der Folge lückenhafte und ineffektive staatliche Lebensmittelkontrollen an.

Komplexe Zusammenhänge

"Den Metzger an der Ecke können wir gut kontrollieren. Bei international agierenden Fleischkonzernen brauchen die Kontrolleure aber viel Erfahrung, um die komplexen Zusammenhänge zu durchschauen", räumt Scharf ein. Die Lebensmittelkontrolle müsse sich immer wieder neuen Bedingungen in der Produktion anpassen.

Bisher haben die Landratsämter auch Großbetriebe untersucht. "Da waren Alleskönner am Werk, die von Imbissbuden über Reptilienhaltung bis hin zu Großbetrieben alles kontrollieren mussten", sagt Claudia Thielen, die Leiterin der neuen Kontrollbehörde. Mit dieser Aufgabe waren sie schlichtweg überfordert, so die Schlussfolgerung.

Deshalb wurde nun die neue Kontrollbehörde ins Leben gerufen, die ausschließlich 600 bayerische Großbetriebe im Auge hat, darunter Molkereien, Großbäckereien, Hersteller von Babynahrung sowie Aroma- und Lebensmittelzusatzstoffen und große Schlacht- und Geflügelhaltungsbetriebe. 100 Mitarbeiter hat sie, 70 neue Stellen wurden dafür geschaffen.

Die Behörde ist aufgeteilt in den Kulmbacher Hauptsitz, von wo die fränkischen Regierungsbezirke und die Oberpfalz kontrolliert werden, und einen zweiten Amtssitz in Erding, der für Ober- und Niederbayern sowie Schwaben zuständig ist. Hier sollen keine Generalisten mehr am Werk sein, sondern Spezialisten wie Veterinäre und Agraringenieure, Lebensmittelchemiker, -technologen und -überwachungsbeamte.

Interdisziplinäre Teams im Einsatz

"Bei den Kontrollen, die weiterhin unangekündigt sind, widmen wir uns immer einem bestimmten Thema. Dafür werden individuell interdisziplinäre Teams zusammengestellt, um dieses Thema tiefgründig ergründen zu können", erläutert Behördenleiterin Thielen. Diese achten dann zum Beispiel besonders auf die Hygiene, die Betriebsdokumentation oder nehmen die Eigenkontrollsysteme genau unter die Lupe.

Für diese Reform der Lebensmittelkontrolle investiert der Freistaat zunächst vier Millionen Euro. Die Stellen in den Landratsämtern bleiben erhalten, die Kontrolleure sollen durch die Reform entlastet werden und künftig mehr Zeit für ihre Untersuchungen haben.

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