Nach Familiendrama: Gunzenhausen steht unter Schock

26.6.2018, 22:05 Uhr
Nicht nur Anwohner und Bekannte der Familie sind nach der Tat fassungslos: Am Dienstag hatte ein Familienvater in Gunzenhausen seine Frau sowie die drei Kinder getötet.

© Wolfgang Dressler Nicht nur Anwohner und Bekannte der Familie sind nach der Tat fassungslos: Am Dienstag hatte ein Familienvater in Gunzenhausen seine Frau sowie die drei Kinder getötet.

Ein Familiendrama schockte am Dienstag Franken - offenbar hatte ein 31-jähriger Familienvater seine Frau, die beiden Söhne sowie die dreijährige Tochter getötet. Anschließend hat der Mann versucht, sich das Leben zu nehmen, indem er sich vom Balkon des mehrstöckigen Hauses stürzte. Mit schweren Verletzungen wurde er in eine Klinik gebracht. Die vier Leichen sollen laut Polizei obduziert werden. Noch sind viele Details unklar, doch fest steht, dass die brutale Tat nicht nur die Bewohner von Gunzenhausen berührt hat.

"Ich habe es nicht fassen können", sagt die Schulleiterin, die von Mitarbeitern des Roten Kreuzes von der Tat erfahren hat, gegenüber den Nürnberger Nachrichten. Entsetzen und Sprachlosigkeit in allen Zimmern. Die beiden Jungs hatten es von ihrem achtstöckigen Wohnhaus in der Bismarckstraße nicht weit zur Schule. 500 Meter legten sie täglich zurück. Dass sie nicht mehr kommen ist "für uns alle ein gewaltiger Schock", sagt Rektorin Böllhoff-Schwitajewski. "Ich habe die beiden unterrichtet, es waren offene und liebe Kinder."

Der Krisendienst vom Roten Kreuz und das Kriseninterventionsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen (KIBBS) betreuen jetzt elf Klassen und Lehrer der Grundschule. "Das Personal übermittelt die Nachricht und führt mit Fingerspitzengefühl Gespräche, wie Schüler und Lehrkräfte mit dieser Sache umgehen können", berichtet die Schulleiterin. "Die Nachricht wurde ganz unterschiedlich aufgenommen. Einige Kinder stehen aber wirklich unter schwerem Schock. Es sind Kinder, die den Opfern sehr nahe standen." Böllhoff-Schwitajewski fügt an: "Wir werden ab jetzt einige schwere Tage haben."

Schreie und Krach gehört

Das Haus in der Ostvorstadt, das Ende der 60er Jahre errichtet wurde, ist in einem miserablen Zustand. Immer wieder erscheint jemand an einem der zahlreichen Balkone, verschwindet dann aber schnell. "Ich sag dazu nichts", ruft ein Mann herunter. Ein 82-Jähriger, der hier auch wohnt, aber seinen Namen in der Zeitung nicht lesen möchte, ist gerade auf dem Weg zum Arzt. "Nein, ich hab nichts mitbekommen", sagt er. "Nur als ich heute früh aus dem 6. Stock nach unten blickte, sah ich das ganze Polizeiaufgebot." Die Opfer habe er kaum gekannt. "Es leben viele Menschen in dem Haus", sagt er und fügt an: "Das hätte an jedem anderen Ort der Republik auch passieren können."

Cornelia Ternes nimmt die Sache nicht so gelassen. Sie wohnt dem Hochhaus gegenüber und kennt die Familie flüchtig. "Ich bekomme weiche Knie, wenn ich daran denke, was da vorgefallen ist", sagt sie. Schreie und viel Krach will sie Montagabend vom Hochhaus her noch gehört haben. "Ich dachte mir aber nichts dabei, weil von da öfter mal Lärm zu hören ist." Auch sei dort die Polizei schon öfter vorgefahren. 

Bereits am Montagmorgen ist es in Windsbach im Landkreis Ansbach zu einem Familiendrama gekommen. Ein 53-jähriger Familienvater hat seine 49-jährige Frau und seine 14-jährige Tochter mit einem Gegenstand schwer verletzt und sich anschließend das Leben genommen.

Anmerkung der Redaktion: Wenn es Ihnen nicht gut geht oder Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen Sie sich melden können. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie 24 Stunden am Tag Hilfe und Beratung.