Nach Münchner Kontrolle: VAG-System ist ähnlich komplex
29.5.2016, 06:00 UhrDie junge Frau wollte in München einen Au-Pair-Aufenthalt antreten. Vom Flughafen fuhr sie mit der S 8 in die Innenstadt. Dort wurde sie kontrolliert. Am Flughafen hatte sie zwar einen Fahrschein gekauft, ihn aber nicht - wie bei dieser Ticketart vorgeschrieben - entwertet. Der Kontrolleur in Zivil behielt daraufhin den Pass der Frau ein und zwang sie so dazu, mit zur Polizei zu gehen.
Die Chinesin, die kein Deutsch und nur schlecht Englisch sprach, hatte immerhin insofern Glück, als der Journalist Praetorius den Vorfall mitbekam. Zunächst versuchte er via Twitter die Bahn zum Einlenken zu bewegen. Er blieb damit genauso erfolglos wie andere Fahrgäste, die den Kontrolleur baten, doch ein Auge zuzudrücken, zumal selbst Einheimische das Münchner Tarifsystem schlecht durchschauen.
Praetorius begleitete die in Tränen aufgelöste Frau schließlich zur Polizei und bezahlte für sie die 60 Euro Strafe. Hinterher nahm er ein Video auf, das inzwischen zum Renner auf Facebook wurde. Darin verbrannte er
seine S-Bahn-Monatskarte mit den Worten: "Ich möchte nie mehr S-Bahn fahren, bevor sich die Bahn nicht für diese Kackscheiße entschuldigt." Inzwischen hat sie ihr Bedauern ausgedrückt und angekündigt, diesen Vorfall aufzuarbeiten.
Nürnberger Tickets teils ohne Entwertung gültig
Durch das Video wurde auch eine erneute Debatte über die undurchsichtigen Tarifsysteme im deutschen Nahverkehr ausgelöst. In punkto Komplexität steht da das Nürnberger System dem Münchner kaum nach. Dennoch sehe es für Touristen in Nürnberg besser aus, meint VAG-Sprecherin Stefanie Dürrbeck. Normalerweise würden diese einen Einzelfahrschein oder ein Tagesticket lösen. Im Gegensatz zu den Mehrfahrtenkarten müssten diese nicht extra entwertet werden.
Zudem verweist die VAG-Sprecherin auf die spezielle Schulung der Kontrolleure in Nürnberg. Diese seien angehalten, "mit Augenmaß zu handeln". Andererseits: Auch die Bahn hat angesichts des Shitstorms, der im Netz über sie hereinbrach, betont, sie schule ihre Mitarbeiter selbstverständlich auch für solche Konfliktsituationen.
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