Nach Sprengstoff-Fund in Schweinfurt: 35-Jähriger verhaftet

27.3.2018, 17:34 Uhr
Das Fundgebiet wurde am Montag weiträumig abgesperrt. Die gefundenen Chemikalien sind inzwischen sichergestellt.

© NEWS5 / Merzbach Das Fundgebiet wurde am Montag weiträumig abgesperrt. Die gefundenen Chemikalien sind inzwischen sichergestellt.

Der 35-Jährige, der am Montag einem Polizeibeamten gesagt hatte, dass die gefundenen Stoffe ihm gehörten, wurde bereits am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. Der Mann sei in Deutschland geboren und habe keinen Migrationshintergrund, sagte ein Sprecher der Münchner Generalstaatsanwaltschaft. Das Motiv sei noch völlig unklar. Neben einem möglichen extremistischen Motiv prüfen die Ermittler auch, ob der Tatverdächtige mit den Substanzen beispielsweise einen Geld- oder Fahrkartenautomaten habe sprengen wollen, erklärte der LKA-Sprecher.

Kurz vor 10 Uhr hatte ein Gerichtsvollzieher am Montag im Rahmen einer Zwangsräumung in einer Obdachlosenunterkunft zahlreiche Chemikalien in einer Wohnung des Gebäudes sowie einem dazugehörigem Keller gefunden. Hinzugerufene Spezialisten der Technischen Sondergruppe, die dem bayerischen Landeskriminalamt  untersteht, bestätigten dann die Gefährlichkeit der Substanzen. Sie seien geeignet, um damit Rohrbomben zu bauen, teilte die Polizei mit.

Die Sprengstoffexperten untersuchten die Substanzen bis tief in die Nacht hinein. Ersten Untersuchungen zufolge habe es sich um den Stoff TATP gehandelt, sagte der LKA-Sprecher. Dieser Sprengstoff gilt als sehr instabil und hoch explosiv. Insgesamt fanden die Ermittler mehr als 30 Liter verschiedener Chemikalien und etwa ein Kilogramm selbst hergestellten Sprengstoff.

Da die Polizei dieses hochexplosive Gemisch nicht gefahrlos abtransportieren konnte, sprengte sie einen Teil der Stoffe gegen 21.30 Uhr in einer Grube auf einem nahe gelegenen Feld. Insgesamt waren etwa 300 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst vor Ort.

Drei Verdächtige aus Haft entlassen

Noch am Montag hatte die Polizei drei Männer und eine Frau festgenommen. Die 30-Jährige hatte bis vor kurzem in der betreffenden Wohnung gelebt, sie wurde zusammen mit ihrem 32-jährigen Bruder in dessen Wohnung festgenommen. Am Nachmittag nahm die Polizei schließlich auch den Besitzer des Kellerabteils in Gewahrsam. Der 34-Jährige war zu diesem Zeitpunkt in Schweinfurt unterwegs. Bis auf den 35-Jährigen, den der Sprengstoff gehört haben soll, wurden alle anderen Verdächtigen inzwischen wieder freigelassen.

Rund 100 Menschen mussten ihre Häuser verlassen

Zur Sicherheit war bereits in den Morgenstunden das Areal rund um die Fundstelle weiträumig abgesperrt worden, die Polizei zog einen Sicherheitsradius von rund 200 Metern. Etwa 100 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und durften erst nach Abschluss der Untersuchungen wieder zurückkehren. "Das Problem waren die Gasleitungen", erklärte Polizeisprecher Andy Laacke. Der Versorger habe diese erst in den frühen Morgenstunden wieder freigegeben.

Seitdem ist die Sperrung des Wohngebiets aufgehoben. Die letzten Anwohner kehrten um 2.15 Uhr in der Nacht in ihre Wohnungen zurück. Sie waren in der Zwischenzeit bei der Turngemeinschaft Schweinfurt untergebracht. 


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Der Artikel wurde um 17.33 Uhr aktualisiert.