Neue Verdachtsfälle im Regensburger Organspende-Skandal

9.10.2012, 21:20 Uhr
Neue Verdachtsfälle im Regensburger Organspende-Skandal

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Der Organspende-Skandal am Uniklinikum Regensburg weitet sich aus. Der unter Verdacht stehende 45-jährige Oberarzt könne in 43 statt – wie bislang bekannt – 23 Manipulationsfälle verwickelt sein, berichteten die „Mittelbayerische Zeitung“ und die „Süddeutsche Zeitung“.

Die neuen Unstimmigkeiten aus den Jahren 2003 bis 2006 habe eine vom Klinikum eingesetzte Arbeitsgruppe festgestellt und der Staatsanwaltschaft übermittelt. Der Sprecher der Regensburger Anklagebehörde, Wolfhard Meindl, sagte der „Mittelbayerischen Zeitung“, dass die neuen Fälle die Ermittlungen deutlich verlängern könnten – auch wegen der „hoch komplizierten medizinischen Fachfragen“.

Eine Klinik-Sprecherin sagte der „SZ“, es handele sich bei der jetzt ermittelten Zahl der Fälle um ein Zwischenergebnis. Sie könne bei weiterer Prüfung noch wachsen, aber durchaus auch schrumpfen, falls sich manche Unstimmigkeiten als Versehen erwiesen. Nach Angaben des Klinikums wurde der vorläufige Prüfbericht auch dem bayerischen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) vorgelegt, der ergänzende Untersuchungen verlangt hatte.

Schärfere Strafverfolgung gefordert

Als Konsequenz aus dem Organspende-Skandal forderte Heubisch eine schärfere Strafverfolgung dieser Taten. „Während die Strafvorschriften beim Organhandel griffig wirken, sind vorsätzliche Manipulationen von Daten im Transplantationsgesetz lediglich als Ordnungswidrigkeiten unter Strafe gestellt. Mir erscheint das unzureichend“, sagte Heubisch am Dienstag.

Bei vorsätzlichem Handeln könne durchaus ein kriminelles Unrecht gesehen werden. „Insoweit sollte über eine Gesetzesänderung nachgedacht werden, die diese Fälle ebenfalls als Straftat ahndet und damit der Staatsanwaltschaft die Möglichkeit zu einer umfassenderen Überprüfung eröffnet.“

Um weitere Fehler zu vermeiden, werden alle Transplantationszentren in Bayern in den kommenden Wochen von einer Expertenkommission geprüft. Diese soll nach Worten von Heubisch die jeweils aktuellen Wartelisten prüfen und die vorgelegten Berichte auswerten sowie die Strukturen auf Schwachstellen untersuchen.

Auch die Jahre 2007 bis 2012 müssten nun in Regensburg intensiver beleuchtet werden, schreibt die „SZ“ unter Berufung auf das Ministerium. An der Donau sei zunächst die Zeit von 2003 bis 2006 geprüft worden, weil zu dieser Zeit der 45-jährige Oberarzt in Regensburg tätig war, der sich später auch am Uniklinikum Göttingen der Manipulation verdächtig machte. Er soll Krankenakten gefälscht haben, damit die Patienten schneller eine neue Leber bekamen.

Auch im Münchner Uniklinikum Rechts der Isar besteht der Verdacht auf Manipulationen. Laborwerte von Patienten sollen dort gefälscht worden sein, um ihnen schneller ein Spenderorgan zu verschaffen. Auch ein todkranker Patient soll noch eine neue Leber erhalten haben, obwohl er zu krank für die Operation gewesen sein soll. # dpa-Notizblock ## Redaktionelle Hinweise - Die Beiträge lagen dpa vorab in redaktioneller Fassung vor.

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