230 Kilometer am Stück: Laufen bei Tag und Nacht

10.4.2014, 06:00 Uhr
230 Kilometer am Stück: Laufen bei Tag und Nacht

© privat

Herr Börner, Wandern ist gesund. Aber 230 Kilometer am Stück? Wer macht so etwas freiwillig?

Gerhard Börner: Das sind Männer und Frauen, die an ihre Grenzen gehen wollen. Und Sportler, die auf dem schönen Jurasteig der Hektik klassischer Langstreckenläufe entfliehen möchten.

 

Wie kamen Sie auf die Idee mit dem Jurasteig?

Börner: Ein Gastronomietipp in den Nürnberger Nachrichten brachte meine Frau Margot und mich 2010 nach Dietfurt in das historische Gasthaus Stirzer. Bei einem Spaziergang kamen wir an den Wegmarkierungen des Jurasteigs vorbei.

 

Ein Spaziergang ist ja auch gesund. Aber 230 Kilometer am Stück?

Börner: Als Ultra-Läufer bin ich immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Die Vorstellung, den Jurasteig in einem Stück zu laufen, faszinierte mich sofort.

 

Im Jahr 2011 fand der erste Testlauf statt. Sechs Läufer kamen. Wie konnten sie diese überreden?

230 Kilometer am Stück: Laufen bei Tag und Nacht

© Etzold

Börner: Ich veröffentlichte damals bereits Berichte von meinen Teilnahmen an Ultra-Läufen in Frankreich und Italien. Ich hatte viele Kontakte. Über soziale Netzwerke machte ich Anfang 2011 meine Idee öffentlich und fand in kurzer Zeit fünf andere, die mit mir laufen wollten. Einer davon war Michael Frenz aus Berlin. Er hatte die Idee, den „Vater des Jurasteigs“, Martin Gabriel, anzusprechen. Auch er war sofort begeistert und vermittelte Kontakte zu Gasthäusern an der Strecke, die uns während des Laufs versorgen würden.

 

War der erste Lauf ein Erfolg?

Börner: Ja und nein. Leider mussten wir wegen der Verletzung einer Teilnehmerin die Strecke verkürzen. Aber nach rund 200 Kilometern und etwas über 42 Stunden kamen wir wieder in Dietfurt an. Danach war klar: Die volle Distanz ist machbar.

 

Im Jahr 2012 waren es schon 38 Teilnehmer. Die Idee kam offenbar an?

Börner: Für den nächsten Ultralauf suchte ich Kontakt zu den einzelnen Gemeinden. Überall erfuhr ich Unterstützung.

 

Wie sieht diese Unterstützung genau aus?

Börner: Die Stadt Dietfurt zum Beispiel stellt uns eine Turnhalle mit Duschen und Betten zur Verfügung. Dort ist der Zieleinlauf. Die Feuerwehrler in Matting schlagen sich für uns die Nacht von Samstag auf Sonntag um die Ohren, bewirten die Teilnehmer in ihrem Feuerwehrhaus und bringen jeden Einzelnen mit einem Rettungsboot über die Donau.

 

Warum?

Börner: Weil die sonst übliche Donauüberquerung mit der Seilfähre in Matting während der Dunkelheit nicht möglich ist.

Kann jeder am Junut teilnehmen?

Börner: Nein. Mitlaufen darf nur, wer eine persönliche Einladung bekommt.

 

Das klingt elitär.

Börner: Das überprüfe ich sehr genau. Grundsätzlich muss jeder Teilnehmer schon mindestens einen 100 Meilen Lauf (160 km) erfolgreich beendet haben.

 

Und dann komme ich ins Ziel?

Börner: Das ist aber alles andere als eine Garantie, das Ziel des Junut zu erreichen. 2012 und 2013 erreichte nicht einmal die Hälfte der Gestarteten das Ziel.

 

Warum schaffen das nur so wenige?

Börner: Die Markierungen des Jurasteigs sind für Wanderer ausgelegt. Und die sind bei Tag unterwegs. Bei Dunkelheit ist die Orientierung deutlich schwieriger. 230 Kilometer und 7000 Höhenmeter — vor allem während der zweiten Nacht bedarf es da schon einer ausgeprägten mentalen Stärke, um nicht aufzugeben. Fast alle bisherigen Finisher erzählen hier von grenzwertigen Erlebnissen.

 

Die wären?

Börner: Mancher berichtet von beunruhigenden Geräuschen im Wald. Oder glaubt Dinge zu sehen, die bei Tageslicht verschwunden sind.

 

Verletzt hat sich dabei aber niemand, oder?

Börner: Bisher hatten wir Glück. Außer Schürfwunden an Beinen und Händen und blutig gelaufenen Füßen hat sich niemand ernsthaft verletzt.

 

Details zur Streckenführung unter: www.junut.de

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