Albert Füracker ist der Mann an Söders Seite

15.3.2018, 06:20 Uhr
Man sieht: Die beiden funken auf einer Wellenlänge.

© Edgar Pfrogner Man sieht: Die beiden funken auf einer Wellenlänge.

Was aber viele nicht abhält, munter zu spekulieren. Ihnen hat nicht zuletzt Söder viel Nahrung gegeben. Beim Neujahrsempfang der Neumarkter CSU sagte er augenzwinkernd zu seinem Staatssekretär, dass die Rollen im Finanzministerium klar verteilt seien. Füracker müsse die Absagen überbringen, ihm, als Minister, stehe es zu, die Zusagen und Gelder zu überreichen. Aber, sagte Söder: "Das kann sich bald ändern und dann überbringst du die Zusagen." Um noch eins drauf zu setzen: Als was Füracker zum Frankenfasching in Veitshöchheim kommen werde, sinnierte Söder: "Vielleicht verkleidet als angehender Minister?" Die Neumarkter applaudierten kräftig.

Beste Freunde sind Füracker und Söder seit JU-Zeiten. Da war der Degerndorfer Stellvertreter des Landesvorsitzenden Söder. Schon aus dieser Zeit gibt es Bilder der beiden im Archiv der Neumarkter Nachrichten; die Konstellation setzte sich fort: Immer wenn Söder im Landkreis war, war auch Füracker an seiner Seite. Schon damals sagte Hans Spitzner, ehemals Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und Urgestein der CSU im Landkreis, seinem Zögling eine große Karriere voraus. "Seiner Mutter hab ichs gsagt damals, der Albert wird mal ein Großer in der Politik", sagte Spitzner vor Jahren.

Strategischer Kopf

Albert Füracker sind alle Spekulationen um seine Person eher zuwider. Er kann zwar Bierzelt, wie es so schön heißt. Aber das ist eine Art des Auftritts, die er eher selten und dann zurückhaltend übt. Zuspitzen, auf den Punkt bringen ja, aber poltern und granteln, das ist nicht das Seine. Er ist ein strategischer Kopf, der den Weg vom stellvertretenden JU-Landesvorsitzenden konsequent über den Einzug in den Landtag, über den CSU-Kreisvorsitz bis hin zum Bezirksvorsitz in der Oberpfalz und der Ernennung zum Staatssekretär im Finanzministerium beschritt. Und der als Oberpfälzer Bezirksfürst nun ein gewichtiges Wort in der CSU mitzureden hat.

Albert Füracker treibt derzeit nicht mehr der Machtwechsel an der Spitze der CSU um. Ihm geht es um das Abschneiden der CSU bei der Landtagswahl im Oktober. Sorgen bereitet der Blick auf das Ergebnis bei der Bundestagswahl im September. 38,8 Prozent der Zweitstimmen holten die Christsozialen nur noch, das waren 10,5 Prozent weniger als vier Jahre zuvor. Mit einem ähnlichen Ergebnis bei der Landtagswahl wäre der Führungsanspruch der CSU gebrochen; weshalb Füracker sich bald nach der Wahl für seinen Freund Markus Söder aus dem Fenster lehnte und eine Diskussion über neues Personal an der Spitze der Partei einforderte.

Es gab die Diskussion, es gab Seehofers Rücktritt, der danach über Demontage durch Parteifreunde klagte – und nun gibt es einen neuen Ministerpräsidenten und in der Folge ein neues Kabinett. Die Umfragewerte der CSU legten in den vergangenen Wochen zwar leicht zu, aber bis Oktober muss die Stimmung noch wesentlich besser werden. Die berechtigte Furcht: Fällt Söder bei der Wahl krachend durch, sind der zögerliche Abgang, der sich bis heute hingezogen hat, samt aller strategischen Fehler Horst Seehofers in den vergangenen Jahren vergessen. Dann war es Söder, der die CSU ins Abseits führte.

Das ist auch Füracker bewusst. Finanzminister soll er werden? Auf diese Frage hebt er nur die Augenbrauen. Klar: Es wäre schon schön, Minister zu werden, aber bei einem schlechten Wahlergebnis im Oktober als jüngster und am kürzesten amtierender Finanzminister in die bayerische Geschichte einzugehen, ist wahrlich nicht erstrebenswert.

Auch in Insiderkreisen der Partei wird diese Beförderung als wenig wahrscheinlich gehandelt. Das Amt sei zu gewichtig, als dass es einem Neuling in der Ministerriege übergeben werde. Gehandelt wird er auch als Nachfolger von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Der Kötztinger Landwirt kandidiert im Oktober nicht mehr für den Landtag, Füracker, selbst Landwirt, wäre die ideale Besetzung. Ob es so kommt? Offen.

Was viele hingegen für wahrscheinlicher halten, ist der Einzug Fürackers in die Staatskanzlei. Als strategischer Kopf und Organisator könne er so seinem Freund Söder den Rücken freihalten. Auch im Wahlkampf. Und was dann im Oktober, kommen wird, das wissen nur die Wähler.

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