Angst vor den Hexen, Druiden und Geistern

9.1.2018, 09:30 Uhr
Angst vor den Hexen, Druiden und Geistern

© Foto: Anton Karg

Zusammen mit dem Männergesangverein Berching organisierte er am letzten Abend dieser zwölf Nächte, also am Freitag, 5. Januar, eine ungewöhnliche Lesung. Als Geschichtenerzähler und Kenner der alten heimischen Bräuche konnte Kreisheimatpfleger Rudi Bayerl gewonnen werden, der von Gabi Hamberger auf der Steierischen begleitet wurde.

Im nördlichen Landkreis und auf den Jurahöhen sollen die gruseligen Gesellen besonders ihr Unwesen getrieben haben, erzählte Rudi Bayerl augenzwinkernd. Aber auch im Sulztal und auf den Höhen um Berching herum gebe es Geschichten von Irrlichtern, von der "weißen Frau" und manch anderen gar grausigen Gestalten. "Habt’s ihr scho ausgreichert heit?" Mit dieser Frage begann Rudi Bayerl seinen Vortrag über die Rauhnächte. Der Begriff leite sich ab vom Ausräuchern von Wohnräumen und Ställen, nicht von den kalten Winternächten. Der Rauch kommt überall hin, in alle Winkel der Gebäude und vertreibe die bösen Geister, davon sei man überzeugt gewesen. "Da hat dann eine Hex nichts mehr zu suchen, wenn des Haus ausgräuchert is." Und Wäscheaufhängen in dieser Zeit sei ganz schlecht gewesen: "A Hex könnt sich da einhängen!"

Aus vorchristlicher Zeit

Rudi Bayerl, der in Ballertshofen aufgewachsen ist, erzählt vom Leben damals im Dorf auf den Jurahöhen, von der Zeit vor 80 Jahren und mehr, wo die Winter noch richtig kalt waren, es finster war, so finster, wie man es heute gar nicht mehr erleben kann. "Sehr gruselig war‘s, ohne Licht durchs Dorf, durch den Wald." Hinter jedem Baum, hinter jedem Holzstoß vermutete man eine schreckliche Gestalt.

Mucksmäuschenstill wurde es, als Rudi Bayerl über die Besonderheiten der sogenannten Rauhnächte berichtete. Diese seien ein Überbleibsel aus der vorchristlichen Zeit. Damals hätten die Leute an Hexen, Druiden, Geister wie die "weiße Frau" und das Burgfräulein, an Irrlichter und Teufelsaustreibungen geglaubt.

Ganze zwölf Nächte dauern die Rauhnächte, vom Thomastag (Wintersonnenwende vom 21. auf 22. Dezember) bis zur Erscheinung des Herrn an "Drei König". "In diesen zwölf Nächten trieben sich die Unholde rum, verbreiteten bei den Bauersleut’, bei Mägden und Knechten Angst und Schrecken." Unheimliche Besucher während der langen, dunklen und kalten Nächte waren die "Lucie mit dem langen Messer", der "Dammerl mit dem Hammer" wie auch der "Trempel mit da Kien" (Kette).

Die Menschen ließen sich was einfallen: Zum Beispiel hängten sie einen Schlehenzweig ans Fenster mit einem roten Banderl (Rot ist die Farbe der Liebe und des Blutes). Wer dann eine Wunde hatte, musste eine Hexe oder ein Geist sein. Davon sei man überzeugt gewesen. Oder man schrieb den Drudenfuß an die Tür (fünfzackiger Stern von links in einem Zug ohne eine Öffnung) oder drei Kreuze oder auch das Zeichen, so wie man es heute von den Sternsingern kennt.

Die Zuschauer ließen sich alles genau erklären und viele erzählten von früher oder erinnerten sich an die Geschichten der Großmutter. Grad in der Nähe von Berching sollen der "grausame Niklas" und der "Trempel" ihr Unwesen getrieben haben. Und als Rudi Bayerl das Gedicht über einen Bub vorlas, der nicht mehr zurückkam, war die Stimmung im Saal doch schon sehr schaurig.

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