Apfelbäume kommen unter den Hammer

30.8.2014, 06:00 Uhr
Apfelbäume kommen unter den Hammer

© Foto: Christian Biersack

Sozusagen unter den Hammer kamen die Obstbäume am Ludwigskanal, die zwischen Berg und dem Ölsbacher Einschnitt stehen. Die trugen heuer recht unterschiedlich, mal übervoll, mal spärlich, manchmal waren sie ganz leer.

Die potentiellen Bieter kamen nicht ahnungslos. Das Ehepaar Axel und Birgit Voigtmann aus Berg macht schon das dritte Jahr hintereinander mit bei der Versteigerung. Schon Tage vorher haben sich die beiden ihre Wunschbäume angesehen. Sie haben sich etwas Fachwissen über Äpfel angeeignet, Ihre favorisierte Sorte ist der herb-saftige Boskop.

Die Voigtmanns gehören zur Gilde derer, die die Äpfel über den Winter frostsicher, aber kühl und abgedeckt einlagern. Ihre Garage eignet sich dafür. So reicht der Vorrat in der Regel bis in den April. Was nicht gegessen wird, verarbeitet Birgit Voigtmann zu Marmelade oder Apfelmus.

Die Neumarkterin Erika Betz ist eine sehr erfahrene Mosterin und hat schon zahlreiche Auktionen mitgemacht. Bereits seit über zwei Jahrzehnten holt sie sich bei der Versteigerung der Kanal-Bäume den Rohstoff, um die ganze große Familie mit Apfelsaft zu versorgen, der jeder Demeter- oder Bioland-Prüfung stand halten würde. In manchen Jahren waren das 700 bis 800 Liter, die die vier Kinder und Kindeskinder wegdudelten.

Früher brachten Erika und ihr vor zwei Jahren verstorbener Mann Xaver die Äpfel zum Mosten ins fränkische Eysölden. Seit es die Mosterei in Berching gibt, waren sie dort treue Kunden.

Die Regeln der Auktion sind simpel. Versteigert wurden ganze Baumreihen mit vier bis sechs Exemplaren. Bei Kettenbach, wo der Kanal hoch über dem Schwarzachtal verläuft, stehen sie mit identischer Nummer untereinander von der Dammkrone bis zur Basis.

Meist bekam Josef Gottschalk nur ein Angebot. So blieb es bei fünf Euro pro tragenden Baum. Für Nieten musste nichts gezahlt werden. Doch war auch so manche Reihe darunter, bei der sich keine Hand hob. Zu mickrig wäre die Ausbeute gewesen.

Da gab Gottschalk auch schon mal beim Einstiegsgebot nach, oder er machte ein sehr günstiges Sammelangebot. Denn: „Mit uns kann man handeln.“

Wer den Zuschlag bekam, musste sofort den Geldbeutel zücken. Mit dem Ableeren der Bäume können sich die frischgebackenen Apfelbarone aber noch etwas Zeit lassen. Erst wird noch der Schäfer seine Herde das Gras stutzend unter den Bäumen durchziehen lassen.

Für den Abtransport der „Beute“ gibt es eine Sondererlaubnis der Flussmeisterstelle zur Benutzung der Treidelwege. Radler und Spaziergänger müssen sich in den nächsten Tagen also nicht über regen Verkehr auf den Schotterpisten beschweren.

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