Arzt soll zu viel Schmerzmittel verschrieben haben

12.9.2014, 12:10 Uhr

NEUMARKT - Um das zu klären, fehlten dem Amtsgericht Neumarkt und vor allem Gutachter Dr. Jochen Haas aus Parsberg wichtige Unterlagen. Um diese einzuholen, entband der Zeuge seine Ärzte von der Schweigepflicht. Sollten Fachkliniken die hochgradig süchtig machende Medikation abgesetzt und der Arzt sie wieder aufgenommen haben, dann stünde Fahrlässigkeit im Raum.

Deshalb wurde das Verfahren gestern ausgesetzt — nach langwieriger und mit medizinischem Fachausdrücken gespickten Diskussion und einem amüsanten verbalen Scharmützel, das sich Verteidiger Jürgen Lubojanski und die kesse Staatsanwältin F. Müller lieferten.

Im Hintergrund steht ein noch offenes Verfahren gegen den Patienten, der im Verdacht steht, „überschüssige“ Schmerzpflaster an junge Mädchen verhökert zu haben. Den Überschuss soll er sich bei anderen Ärzten besorgt haben, von den er sich, ohne dass sie voneinander wussten, ebenfalls das Schmerzmittel verschreiben ließ. In der Verhandlung gestern sagte er als Zeuge aus. Er sitzt derzeit in der Justizvollzugsanstalt in Bayreuth ein.

Dieser Mann leidet aber in der Tat seit fast 15 Jahren an einer äußerst schmerzhaften und unheilbaren Muskelkrankheit, die sich in heftigen Krämpfen äußerst und ihm nur mit starken Schmerzmitteln ein einigermaßen erträgliches Leben erlaubt.

Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mediziner zum Vorwurf gemacht, er habe ohne Not viel zu viele Opiat haltige Pflaster verschrieben. Es wurden 13 Rezepte aus dem Jahr 2011 zitiert, die zusammengezählt mehr Einheiten ergaben, als die ärztliche Anordnung von einem Pflaster alle drei Tage.

Der Mediziner begründete das damit, dass sein Patient ihm erklärt habe, die Pflaster würden immer wieder abgehen, wenn er schwitze oder sich in der Kleidung verfangen. Er habe auch schon mal ein Rezept auf Vorrat ausgestellt, wenn er und sein Patient sich eine Zeit lang nicht sehen konnten. Das bestätige dieser auch im Zeugenstand, sagte aber auch, dass er bei längeren Fahrtstrecken mit dem Auto, die Pflaster abgenommen habe, um fahrtüchtig zu bleiben. Ob er seinem Arzt davon erzählt hatte, wusste er nicht mehr zu sagen.

Der Mediziner führte zu seiner Entlastung an, dass er schon im Laufe des Jahres 2011 versucht habe, dem Kranken beizubringen, dass er von diesem Medikament weg kommen müsse. Doch sei dies dem nur schwer zu vermitteln gewesen. Er habe deshalb auf eine Untersuchung auf Fahrtüchtigkeit gedrängt, weil er sicher war, hier einen Hebel ansetzen zu können. Denn auf die Mobilität mit dem Auto habe sein Patient höchsten Wert gelegt.

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