Autozulieferer Koller aus Dietfurt baut Werk in China

10.3.2018, 17:54 Uhr
Autozulieferer Koller aus Dietfurt baut Werk in China

© Foto: Michael Müller

Die Koller GmbH beschäftigt in Dietfurt-Oberbürg (Entwicklung, Werkzeugbau) und in Lupburg (Forschung/Entwicklung, Fertigung) derzeit rund 230 Mitarbeiter. Nach Angaben von Geschäftsführer Max Koller soll die Belegschaft vor allem am Lupburger Standort weiter um etwa 100 Mitarbeiter wachsen. Dieses Plus ergebe sich direkt aus dem gerade entstehenden China-Ableger von Koller. "Wir haben bereits jetzt Entwicklungsaufträge für China", berichtet Max Koller im NN-Interview.

Es ist eher Zufall, dass das oberpfälzische Unternehmen in der Dietfurter Partnerstadt Nanjing ein Grundstück erworben hat, wo in diesen Tagen mit dem Bau einer großen Produktion begonnen wird. Anfang 2019 sollen dort mit Hilfe von 500 bis 1000 Mitarbeitern die Maschinen zur Produktion von Leichtbau-Trägerteilen aus Kunststoff anlaufen. Max Koller berichtet, dass es bereits Verträge unter anderem mit den Herstellern Audi, VW, BMW und Daimler gebe, die ja in China Autos produzieren.

Eigentümer sitzt in Shanghai

Ohne einen chinesischen Partner ist ein solches Investment im Reich der Mitte praktisch unmöglich. Die Suche nach einem Joint-Venture-Partner habe sich als "schwierig" entpuppt. Doch das Problem hat sich anders gelöst: Koller gehörte zu 75 Prozent dem deutschen Private-Equity-Unternehmen Hannover Finanz. Dieser "Eigenkapitalpartner" hat die Koller-Anteile bereits zum 1. August 2017 an den großen chinesischen Finanzinvestor Fosun mit Sitz in Shanghai verkauft.

Fosun macht mit seinen Beteiligungen bei Versicherungen, im Finanzsektor und in der Industrie jährlich einen Umsatz von über zehn Milliarden Euro. Es habe die Vision, eines Tages selbst Autohersteller zu werden. Hierzulande hat das chinesische Unternehmen Schlagzeilen durch die Übernahme des Bankhauses Hauck & Aufhäuser und des österreichischen Textilherstellers Wolford gemacht.

Durch den neuen chinesischen Mehrheits-Eigentümer ändert sich am Management des Dietfurter Unternehmens nichts: Geschäftsführer bleiben die Gründer-Brüder Max und Thomas Koller, die weiter 25 Prozent halten. Regie führt außerdem der Finanzchef Karl Ostler.

Max Koller erklärt im NN-Interview die Gesetzmäßigkeiten des Marktes der Automobilzulieferer: Wer nicht weltweit lieferfähig sei, der bekomme in Deutschland und in anderen europäischen Ländern schlicht keine Aufträge mehr. Und die Kfz-Produzenten würden darauf bestehen, dass ihre Zulieferer vor Ort herstellen. Dies sei schon allein aus Kostengründen wichtig, denn werksnahe Zulieferer könnten sich so Zölle und Transportkosten sparen.

Koller hat neben den Standorten im Landkreis Neumarkt auch Niederlassungen in Schwaig bei Nürnberg, in Ungarn und im mexikanischen Puebla. Geschäftsführer Max Koller kündigte an, angesichts der Forderungen der Hersteller auch in den USA eine Produktion aufzubauen. "Wenn man wachsen und am Markt bestehen will, dann muss man die Kriterien der Automobilisten erfüllen, wenn man hier die Arbeitsplätze sichern will, dann muss man diese Schritt gehen, das ist nichts Böses", sagte Max Koller. Und: "Nur wer sich dem Markt stellt, der hat eine Chance. Die Alternative ist, hier auf den Tod zu warten."

Der Automobilzulieferer Koller beschäftigt derzeit weltweit rund 1000 Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro. Diese Umsatzerlöse sollen in den nächsten zwei Jahren auf rund 100 Millionen Euro wachsen, und das noch ohne das bevorstehende China-Geschäft.

Zur Kundschaft der Dietfurter gehören zahlreiche europäischen Hersteller: Neben den Nutzfahrzeuge-Produzenten MAN und Scania sind das Audi, VW, BMW, Porsche, Daimler, Land Rover und Volvo.

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