Bauernverband: Solar-Großprojekt bei Velburg "grenzwertig"

12.11.2017, 16:54 Uhr
Bauernverband: Solar-Großprojekt bei Velburg

© Foto: Wolf-Dietrich Nahr

Zu einem einstimmigen Votum hat es kürzlich im Velburger Stadtrat nicht gereicht: Mit 17:3 Stimmen votierte das Stadtparlament für einen Vorhabens-Bebauungsplan, der sich auf die "Photovoltaikanlage Velburg-Mantlach" bezieht (wir berichteten). Der Stadtrat knüpfte seinen Beschluss allerdings an Bedingungen: Der Bauherr muss alle Entwürfe und Gutachten zu Bebauungs- und Flächennutzungsplänen erstellen und sich vertraglich verpflichten, alle Kosten für die Erschließung und den irgendwann fälligen Rückbau zu tragen. Sogar eine Bankbürgschaft für die Rückbaulasten hat die Kommune verlangt – letztlich eine erhebliche Kostenbelastung des Investors.

Riesige Strommenge

Der Investor oder Bauherr: Im Velburger Stadtrat ist die Firma Südwerk Projektgesellschaft mbH mit Sitz in Burgkunstadt im Landkreis Lichtenfels genannt worden. Wie es bei der Sitzung hieß, sollen in das Großprojekt rund 20 Millionen Euro investiert werden. Von einer jährlichen Stromproduktion von 20 Millionen Kilowatt ist die Rede, die am Bayernwerk-Umspannwerk in Parsberg eingespeist werden sollen. Neuerdings gibt es durch eine Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wieder Spielräume für den Bau von Freiflächen-Solaranlagen. Bayern hatte eine "Länderöffnungsklausel" für die Anwendung des EEG durchgesetzt: Demnach kann die "Flächenkulisse" für den Bau von Solaranlagen auf bestimmte Acker- und Grünlandflächen erweitert werden — über versiegelte Areale, Konversionsflächen und Randstreifen an Autobahnen und Gleisstrecken hinaus. Dabei denkt der Gesetzgeber an Gelände in Höhen- und Schräglagen mit geringen Erträgen. Per Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur können demnach jedes Jahr in Bayern maximal 30 Solaranlagen im Grünen genehmigt werden.

"Hochinteressante" Pachten

Dieser neue Spielraum hat letztlich auch für die bäuerlichen Grundstückseigentümer seinen Reiz: Die in Aussicht gestellten Pachteinnahmen seien "hochinteressant", erklärte Michael Gruber, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) und Velburger CSU-Stadtrat. Er könne verstehen, dass Landwirte ihre Grundstücke für solche Energie-Vorhaben gegen Pachtzins hergeben, denn der mögliche landwirtschaftliche Ertrag stehe genauso wenig im Verhältnis wie eine Verpachtung auf dem freien Markt.

Die Umwidmung der landwirtschaftlichen Flächen in Bauland für die Solaranlage bezeichnete der Kommunalpolitiker und BBV-Chef angesichts der 33 Hektar als "grenzwertig". Grundsätzlich muss nach Ansicht von Michael Gruber dem "Flächenfraß" Einhalt geboten werden. Eine noch größere Fläche hätte mit Sicherheit nicht seine Zustimmung gefunden, versicherte der Landwirte-Sprecher. Die Verpächter des "sehr mageren" Boden seien allerdings nach seinen Informationen nicht mehr als Vollerwerbslandwirte aktiv. Michael Gruber: "Wenn das wertvolles Ackerland wäre, dann hätte ich verdammt starkes Bauchweh."

Freundliche Sekretärin

Mehr Hintergründe zu einem der größten Solarprojekte in Ostbayern liegen im Moment nicht vor. Geschäftsführer der Südwerk Projektgesellschaft mbH in Burgkunstadt ist Christoph Schiller. Dieser sah sich außerstande, in einem Telefongespräch mit der NN-Redaktion Auskunft über das Velburger Projekt zu geben. Er verwies an einen Mitarbeiter der GmbH in Burgkunstadt. Die telefonischen Anfragen dort kamen aber über Telefongespräche mit einer sehr freundlichen Sekretärin nicht hinaus. Der zuständige Südwerk-Mitarbeiter war immer sehr beschäftigt und für die Neumarkter Nachrichten nicht erreichbar.

Das Burgkunstadter Unternehmen will offenbar in großem Stil in das Solarstrom-Geschäft einsteigen: In diesem Jahre hat Südwerk parallel ähnliche Vorhaben in der Stadt Hemau im Landkreis Regensburg sowie in Himmelkron und in Kupferberg im oberfränkischen Landkreis Kulmbach vorangetrieben.

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