Bedürfnis nach mehr Heiligkeit und Geheimnis

7.12.2010, 11:48 Uhr
Bedürfnis nach mehr Heiligkeit und Geheimnis

© Franz Xaver Meyer

Pater Maußen tritt beim Einzug mit dem schwarzen Birett auf dem Kopf zum Altar, feiert die Messe vor dem Hochaltar mit dem Rücken zu den Gläubigen. Kirchenlatein ist die Hauptsprache. Immer wieder erklingen die Worte: „Dominus vobiscum“ (Der Herr sei mit Euch) und als Antwort der Gläubigen „Et cum spiritu tuo“ (Und mit Deinem Geiste) durch den Kirchenraum.

Auf einem Geheft haben die Gläubigen die Texte in Latein und Deutsch vor sich. Lesung und Evangelium trägt Pater Maußen in beiden Sprachen vor. Die Predigt ist selbstverständlich in Deutsch.

Brücke zur Tradition

Viele Gläubige kennen die lateinischen Texte noch aus ihren Kindertagen. Doch auch die anderen können dem Ritus etwas abgewinnen. „Man hört sich in das Latein allmählich hinein“, sagt eine Kirchenbesucherin. „Für mich bedeutet dieser Ritus mehr Andacht, mehr Sammlung“, bekennt ein eigens aus Burgthann kommender Gläubiger.

„Der Papst will kein Gegeneinander, sondern beide Formen versöhnen und eine Brücke zur Tradition“, betont der aus Bad Godesberg stammende Pater.

Der 42-Jährige wurde von Bischof Gregor Maria Hanke damit beauftragt, regelmäßig am Sonntag um 10 Uhr in St. Anna die Messe nach diesem Ritus zu halten. Bisher hält am Dienstagabend Kaplan Stephan Wingen in St. Johannes einen Gottesdienst in der außerordentlichen Form des römischen Ritus – so die offizielle Bezeichnung. Das Bedürfnis nach mehr Heiligkeit und Geheimnis werde dabei gestillt, so Pater Maußen.

Die Kommunion empfangen die Gläubigen nur als reine Mundkommunion, kniend auf der eigens hingestellten Kommunionbank. Das dicke Messbuch wird von einem Seminaristen von der rechten, der Epistelseite, auf die linke, die Evangelienseite, getragen.

Nach dem Segen betet der Priester still das Schlussevangelium. Eine Herausforderung bedeutet diese Messform für die beiden Ministranten Alexander Schubert und Jakob Delling. Sie müssen die lateinischen Gebete vom „Confiteor“ bis zum „Suscipiat“ erst noch lernen. Das „Suscipiat“ ist ein echter Zungenbrecher, sagt Pater Maußen. Doch die Buben wollen es schaffen.