Benötigen wir die Stromtrasse?

9.2.2014, 13:00 Uhr
Benötigen wir die Stromtrasse?

© Berny Meyer

„Wahlbetrug“ und „Wir wollen die Trasse nicht“. Albert Füracker sieht die Plakate sofort, als er am Sportheim in Pavelsbach aus seinem Dienstwagen steigt. Er musste in den vergangenen Tagen einiges einstecken. Auf dem Berchinger Rossmarkt vergangenen Mittwoch wurde er beschimpft. Erst gestern erhielt er eine E-Mail. Deren Inhalt: Es werde etwas passieren, sollte die Trasse gebaut werden. Der Schreiber stellt sogar ein Ultimatum.

„Ich bin Politiker“, sagt Füracker. Dass das manchmal kein leichter Job ist, dessen ist sich der Staatssekretär vollauf bewusst. Aber: Er will sich wehren. Wehren gegen den Vorwurf des Wahlbetruges. „Ich habe, wie auch Landräte und Bürgermeister, am 13. Januar von dem ein Kilometer breiten Korridor erfahren“, sagt er und hält den Ausdruck eines Zeitungsartikels vom 12. Oktober in die Höhe. Darin wird darauf hingewiesen, dass eine Trasse durch den Landkreis Neumarkt gebaut werden könnte. Der Artikel behandelt aber mehrere Vorschläge in einem 15 Kilometer breiten Korridor. Dies muss Füracker im Laufe des Vormittags oft wiederholen. Punkt 10 Uhr beginnt im Sportheim bei Pavelsbach eine Bürgerinformation zur Stromtrasse. Rund 120 Menschen aller Altersklassen sind anwesend. Einige von ihnen haben sich frei genommen.

Die Diskussion dauert fast zweieinhalb Stunden. Die Landkreisbewohner fordern die Überprüfung einer Erdverkabelung oder der gesetzlichen Abstandsregelung. „Warum wird die Trasse nicht direkt neben der Autobahn verbuddelt?“, fragt Markus Hirsch und Hans Pröbster ärgert sich: „Die Sache ist doch schon entschieden.“ Ein weiterer Redner möchte von Füracker wissen, warum er auf seiner Homepage nicht über die Trassenführung informiert habe.

Benötigen wir die Stromtrasse?

Füracker hört sich alle Wortmeldungen an. „Ihr könnt mir glauben, ich habe nichts vertuscht und stelle mich den Fragen“, sagt er. Er weist darauf hin, dass der Bedarf der Trasse zunächst ermittelt werden muss. Erst im zweiten Schritt könne man darüber diskutieren, ob eine Erdverkabelung möglich ist und wo die Trasse verlaufen könnte.

„Das Verfahren muss zunächst gestoppt und überprüft werden“, sagt Füracker. Bayern werde Druck auf die Bundespolitik, konkret auf Energieminister Sigmar Gabriel, ausüben, der eine Reform des EEG-Gesetzes möchte. Doch ohne die Zustimmung des Freistaates Bayern kann die nicht beschlossen werden.

In Bayern werden 32 Prozent des Stromes bereits mit Hilfe regenerativer Energie produziert. Doch was passiert, wenn der Wind mal nicht weht und es zu Engpässen kommt? Strom aus Gas wäre eine Möglichkeit, doch das könnte dann wieder den Strompreis verteuern.

Eine Online-Umfrage der Neumarkter Nachrichten zeigt folgende Meinung: 46 Prozent gaben an, die Trasse abzulehnen. „Um unseren Lebensstandard zu halten, muss ich wohl Ja sagen“, so 29 Prozent der Teilnehmer. Und 20 Prozent klickten „Ich habe kein Problem mit den Masten“ im Antwortfeld an.

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