Berger Handball-Damen sind hoch motiviert wie die WM-Helden

25.1.2019, 12:25 Uhr
Berger Handball-Damen sind hoch motiviert wie die WM-Helden

© Foto: Fritz Etzold

Herr Güldiken, heute wird es richtig ernst. Wie schätzen Sie die Chancen der Deutschen ein? Wo liegen deren Stärken, wo die Schwächen?

Patrick Güldiken: Die große Stärke der Mannschaft liegt zweifellos in der Defensive. Die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass sie auf Weltklasseniveau verteidigen. Der Innenblock mit Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek steht unglaublich stabil. Eine weitere Stärke ist auch, dass wir nicht diesen einen Superstar in der Mannschaft haben. Jeder Spieler kann für den Gegner brandgefährlich werden. Die Trefferquote im Angriff könnte aus meiner Sicht durchaus höher sein. Wir haben einige starke Werfer, und die müssen noch eine Schippe drauflegen. Vor dieser WM hätte jedoch kaum einer an das Halbfinale geglaubt – die Schlappe bei der EM letztes Jahr hing noch im Kopf. Dass die Jungs nun unter den besten Vier sind, ist wirklich beeindruckend. Der Titel ist definitiv möglich.

 

Was würden Sie als Trainer der deutschen Mannschaft für das Halbfinale empfehlen? Was anders machen?

Güldiken: Die Abwehr gewinnt Meisterschaften. Das ist nicht nur eine Phrase. Die Defensive muss auf dem bisherigen Niveau bestehen bleiben, sie ist die Basis für ein erfolgreiches Spiel. Deutschland muss die technischen Fehler im Angriff so gut es geht abstellen. Das ist auf diesem Niveau natürlich nicht einfach, aber in einem WM-Halbfinale wird das durch den Gegner gnadenlos bestraft. Besonders Norwegen kann sehr schnelle Tempogegenstöße spielen. Ansonsten gilt ganz klar die Empfehlung, dass sich die Jungs von den Fans mitreißen lassen sollen. Die Arena muss ein Hexenkessel werden.

 

Für gewöhnlich trainieren Sie die Berger Damen. Was sollten die sich von den Profis abschauen?

Güldiken: 2018 hat die deutsche Nationalmannschaft eine katastrophale EM gespielt. Nur ein Jahr später steht sie im Halbfinale einer Weltmeisterschaft. Durch solche Lernkurven geht jede Mannschaft. Auch meine Damen durchlaufen aktuell eine Lernkurve als Aufsteiger. Wichtig ist es, nicht den Mut zu verlieren und weiterhin hart zu trainieren. Angesichts der aktuell hohen Motivation meiner Mannschaft sind wir hier auf einem guten Weg.

 

Bald ist die Winterpause beendet. Da kommt die Handball-WM gerade recht, um sich auf die kommenden Spiele einzustimmen. Schaut die Mannschaft gemeinsam TV?

Güldiken: Normalerweise verfolgen wir regelmäßig gemeinsam die WM und EM. Dieses Jahr hat es bisher noch nicht geklappt, aber wir sprechen im Training oft über die bisherigen Partien. Mich interessiert es sehr, mit welchen Sichtweisen meine Mannschaft die Spiele der Profis verfolgt. Manchmal gibt es während den Spielen regen Austausch in unserer WhatsApp-Gruppe. Für das Halbfinale am Freitag lade ich meine Mannschaft zu mir nach Hause ein.

 

Und nach der WM? Wo steuert der Handball im Allgemeinen, der Mädchenhandball in Berg im Speziellen hin – wird der Hype neue Mitglieder Schlange stehen lassen?

Güldiken: So eine WM kann natürlich den Vereinssport beflügeln, besonders wenn die Nationalmannschaft dazu auch noch erfolgreich ist. Im Jahr 2007, bei der letzten WM im eigenen Land, verzeichneten wir einen enormen Anstieg der Mitglieder in unserer Abteilung – nicht zuletzt weil Deutschland den Titel holte. In den letzten Tagen merkte man, dass der Handball in Deutschland wieder präsent ist, sowohl im TV als auch im Internet und den sozialen Medien. Das spricht natürlich besonders die Kinder und Jugendlichen an. Egal wie groß der Hype nach der WM werden wird – wir in Berg freuen uns über jeden einzelnen Neuzugang.

 

Die Berger Damen bilden momentan das Schlusslicht der Bezirksliga. Wie viele Spiele stehen noch aus und wie stehen die Chancen auf den Klassenerhalt?

Güldiken: Bis zum Saisonende sind es noch acht Spiele. Von Anfang Februar bis Ende März steht jedes Wochenende ein Spiel auf dem Plan. Natürlich hat man es als Aufsteiger oft schwer sich zu etablieren. Besonders eine so junge Mannschaft wie meine muss sich jedes Tor hart erkämpfen. Wir gewinnen mit jedem Spiel wertvolle Erfahrungswerte und können uns so stetig weiterentwickeln. Die bisherigen Partien haben gezeigt, dass wir das Potenzial haben, um die Liga zu halten. Wenn wir den ein oder anderen Punkt noch mitnehmen können, ist der Klassenerhalt drin.

 

Am 9. Februar um 20 Uhr steht das Derby gegen HSG Pyrbaum/Seligenporten an. Das erste Heimspiel steigt am 2. März um 14.30 Uhr im WGG gegen Winkelhaid. Wie könnte es mit zwei Siegen klappen?

Güldiken: Die HSG ist aus der Bezirksoberliga abgestiegen, wir sind aus der Bezirksklasse aufgestiegen. Auf den ersten Blick sind die Rollen damit klar verteilt. Wir werden sehen, wie sich das Spiel entwickelt. Die TSV Winkelhaid II ist für uns bisher noch eine Unbekannte, somit müssen wir hier mit allem rechnen. Da sich Winkelhaid ebenfalls in der unteren Tabellenhälfte befindet, könnte ein Sieg drin sein.

 

Wann könnt ihr wieder in eure eigene Halle einziehen?

Güldiken: Die Halle in Berg ist grundsätzlich fertiggestellt. Lediglich die Brandschutzmaßnahmen müssen noch geprüft werden. Ein konkretes Datum steht noch aus, wir gehen aber davon aus, bald in die neue Halle einziehen zu können. Dann können wir auch endlich wieder unsere Heimspiele in Berg bestreiten.

 

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