Berghof: Der Tag des endgültigen Abschieds rückt näher

3.8.2007, 00:00 Uhr

Inzwischen hat Anny Kilguss sogar die eidesstattliche Versicherung ablegen müssen. «Mit 80 Jahren», empört sich ihre Tochter. «Da ist doch nichts mehr zu holen.» Die Mutter bekommt zwar eine kleine Rente. Pfändbar ist hiervon allerdings nur das, was über der Pfändungsfreigrenze liegt.

Laut Renate Kilgusss hatte nicht nur die Sparkasse Neumarkt als Hauptgläubiger den so genannten «Offenbarungseid» beantragt, sondern auch die Landesjustizkasse, die Gerichtskosten in Höhe von rund 27 000 Euro geltend macht.

Wie berichtet, war die Verfassungsbeschwerde der früheren Berghof-Besitzerin gegen das Zwangsversteigerungsverfahren am Bundeserfassungsgericht nicht angenommen worden.

Sie hat aber noch zwei weitere Verfassungsbeschwerden in Karlsruhe eingereicht: Zum einen will sie prüfen lassen, ob der Rechtspfleger, der die Versteigerung durchgeführt hat, nicht befangen war. Zum anderen wirft sie der Sparkasse vor, über Jahre hinweg Kredite zu ihren Ungunsten falsch abgerechnet zu haben.

Im Februar diesen Jahres klingelte dann die Gerichtsvollzieherin mit dem Zwangsräumungsbeschluss für Anny Kilguss. Detlev Hakenbeck, der Berater der Familie, konnte aber einen noch fünf Jahre laufenden Mietvertrag für eine Einliegerwohnung am Berghof vorweisen. Jetzt lebe ihre Mutter, so Renate Kilguss, vorerst bei ihr und Hakenbeck.

Abfindung für Mieter

Der Mieter hatte angekündigt, den Berghof nur gegen eine saftige Abfindung vorzeitig zu verlassen. Eine Abfindung habe er nun auch gezahlt, erklärte Dieter Recht, der neue Eigentümer des Berghofs, gegenüber den NN. Bevor Hakenbeck nicht auszieht, kann der Neumarkter Geschäftsmann an der Hotelanlage keine Umbauten vornehmen. Seine genauen Pläne hat Recht bisher nicht verraten.

Vor kurzem habe der Neu-Hotelier, oder ein Bekannter von ihm, eine rauschende Party im Tanzlokal des Berghofs gefeiert, sagt Kilguss. Süffisanterweise liegt das genau unter der noch besetzten Wohnung: «Wir haben bis halb sechs kein Auge zugetan», erzählt sie. Zweimal hatten die Mieter sogar die Polizei geholt.

Von einer neuen Unterkunft wusste Kilguss noch nichts zu berichten. Der Abschied vom Berghof fällt ihr und ihrer Mutter sehr, sehr schwer: «Ich hoffe noch immer, dass es irgendeine Gerechtigkeit gibt», meint sie. Aber auch wenn sie doch noch Recht und somit eine Entschädigung bekämen: «Den Verlust des Berghof kann uns nichts und niemand ersetzen.»