Billard: Alles andere als ein Spiel in dunklen Kneipen

22.10.2014, 14:05 Uhr
Billard: Alles andere als ein Spiel in dunklen Kneipen

Verrauchte Räume, schummriges Licht, ein Glas Bier am Rand des Tisches – dieses Bild haben wohl die meisten im Kopf, wenn sie an Billard denken. In vielen Kneipen, wo das Kugelschubsen eher eine Begleiterscheinung des Feierabendbieres ist, dürfte das wohl auch so sein.

Nicht für Matthias Weichmann. „Billard ist kein Kneipensport“, stellt er gleich von Beginn an klar. Für den 21-Jährigen ist es eine Wettkampf- Sportart. So, wie für andere Fußball.

Dabei hatte es der Postbauer-Henger durchaus mit Fußball probiert. Auf dem grünen Spielfeld fühlte er sich wohl, dabei blieb es.

Billard: Alles andere als ein Spiel in dunklen Kneipen

© Fotos: Philip Hauck

Allerdings verschob sich das Interesse vom ledernen Ball immer mehr in Richtung der Kugeln aus Phenolharz. Angefangen hatte alles mit einem Weihnachtsgeschenk: „Ich habe einen Billard-Kindertisch bekommen“, erinnert er sich. Das war vor mehr als elf Jahren.

Sein Vater nahm ihn mit in die Spielothek und zeigte ihm die ersten Kniffe. Wie sehr die Weichmanns vom Billardvirus infiziert sind, zeigt eine vom Vater entwickelte und gebaute Kugel-Poliermaschine, die im Billardzimmer der Familie steht. Der Vater war es auch, der seinen Sohn mit dem Neumarkter Billardclub bekannt machte. Später wechselte Matthias Weichmann nach Herzogenaurach und landete schließlich bei der TSG Roth.

Zwei Aufstiege in Folge

Um zu trainieren, muss er nicht jedes Mal nach Roth fahren. „Ich habe zuhause einen Tisch“, sagt er. Zweimal pro Woche übt er Standardsituationen. Allein.

Die Stöße, die er mit seinem Schläger, dem Queue, ausführt, sind für Amateure nicht zu schaffen. „Der Drall ist schon extrem“, erklärt der Journalismus-Student. Als Mitglied der Pool Factory in der TSG Roth kamen dann auch die Erfolge: Zweimal in Folge stieg Weichmann mit seiner Mannschaft auf, von der Bezirksliga in die Verbandsliga, die zweithöchste Klasse Bayerns. „Gerade sieht es noch nicht so aus, als würde uns der Sprung in die Oberliga gelingen“, gesteht Weichmann. Am zweiten Spieltag bekam die Pool Factory die zweite Niederlage beigebracht.

Ein Spieltag dauert vier bis fünf Stunden. „Danach bin ich platt.“ Weichmann betont: In den vier Wettkampf-Disziplinen gehe es nicht nur um das Einlochen von Kugeln, sondern auch darum, vorausdenkend zu spielen. Billard ist also auch ein Denksport, ähnlich wie das professionelle Schachspiel. Zu denken gibt aufmerksamen Beobachtern das ständige Auftragen der ominösen, blauen Kreide auf die Spitze des Queue. „Das sorgt für einen besseren Kontakt zwischen Leder und Kugel“, erklärt Weichmann. Für manche Amateure ist das „Einkreiden“ wohl eher ein Zeitvertreib zwischen dem Stoß und dem nächsten Schluck Bier – Amateure wie der Autor dieser Zeilen, der ganze zwei Kugeln in einem dreiminütigen Spiel gegen Matthias Weichmann versenkt hat.

Wer glaubt, es besser machen zu können, hat am 1. November Gelegenheit, das zu beweisen. Um 15 Uhr findet in Neumarkt ein offenes Turnier statt. Das Startgeld beträgt 20 Euro, Anmeldung unter * (01 70) 8 38 53 86.

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