Brigitte Simon aus Simbach schwingt für 45 Pilger den Kochlöffel

4.4.2015, 16:00 Uhr
Brigitte Simon aus Simbach schwingt für 45 Pilger den Kochlöffel

© Alexandra Haderlein

Neben Simon gehören drei Frauen und zwei Männer zum Koch-Team der Wallfahrer: Während die Pilger 400 Kilometer zu Fuß zurücklegen, spielen Simon und ihre Kollegen die Heinzelmännchen in zwei Lieferwägen. Noch bevor die Pilger aufbrechen oder ankommen, sind sie bereits vor Ort, kochen Essen oder machen klar Schiff in der Unterkunft.

Während die Pilger aktuell für die 40 Kilometer Fußmarsch pro Tag trainieren, überlegen Simon, ihre „Chefin“, die Küchenmeisterin Maria Weidinger und die erst 17-jährige, neue Helferin Christine Hauer, was es während der zehn Tage unterwegs zu essen geben soll, was alles besorgt werden muss und wer welche Utensilien einpackt.

Kaffeefilter und Geschirr

Erst heute hat Simon neue Kaffeefilter besorgt: riesengroße, die eigentlich für Gastronomie-Großbetriebe gedacht sind. 17 bis 18 Liter Kaffee werden während der Tour schließlich täglich benötigt. Eine Woche vor Abfahrt wird dann das gesamte Geschirr, das über das Jahr hinweg bei Brigitte Simon gelagert ist, durchgespült.

Küchenmeisterin Maria Weidinger, die laut Simon sonst in einer großen Metzgerei mit Cateringservice für bis zu 200 Leute arbeitete, kocht derweilen Saucen vor und besorgt die richtige Menge an Wurst, Käse und Co. fürs Frühstück. Bis zu 90 Liter Tee sind pro Tag gefragt. Er ist das flüssige Wander-Elixier, dass sich die Pilger für jede Etappe aufs Neue in ihre Thermosflaschen füllen.

Ein bisschen wehmütig ist Brigitte Simon schon, wenn die Pilger Morgen für Morgen in einen neuen Tag zu Fuß aufbrechen. Doch während der Wallfahrt mitlaufen, ist für das Küchenpersonal nicht drin, erklärt die 64-Jährige: „Ich bin 1999 und 2001 mit gewandert. Nun bin ich Putzfee und Spülfrau: Zusammen mit den anderen koche ich Essen, bevor die Wallfahrer eintreffen und putze die Unterkunft samt Duschen und Toiletten, wenn die Pilger schon wieder unterwegs sind.“ In zwei Lieferwägen und einem Anhänger, transportiert das Versorgungsteam die Lebensmittel sowie Schlafsäcke und anderes Reisegepäck der Pilger von einer Station zur nächsten.

Jeden Tag eine neue Küche

„Jeden Tag kochen wir in einer anderen Küche. Danach muss man sich richten“, schildert Simon: Mal sei man in einem Pfarrheim untergebracht, das einen normalen Herd mit vier Platten bietet, mal gebe es nur eine Turnhalle und spärliche zwei Wärmestellen.

Umso besser, wenn zumindest der Anhänger als gut sortiertes Lager eine Konstante im sich sonst so stark verändernden Wallfahrts-Kochalltag bietet: Neben zwei großen handelsüblichen Kühlschränken und einer Gefriertruhe, die von Station zu Station an den Strom gehängt werden, hat das Versorgungsteam dort ein Regalsystem eingebaut, das Gemüse, vakuumiert Wurst und Co. frisch und geordnet hält. Leisten an der Front jedes Lagers verhindern zudem ein Herausfallen während der Fahrt.

Für Küchenmeisterin Weidinger sind all diese besonderen Bedingungen laut Simon kein Problem: „Sie ist so professionell, das ist der Wahnsinn. Sie zaubert Schweinebraten mit Knödeln ebenso auf den Tisch, wie Nudeln mit Sauce oder wie heuer einen Sauerbraten. Und sogar eine Nachspeise bietet sie jeden Tag an.“

Ein Höhepunkt auf dem Speiseplan wird vermutlich auch im Mai wieder ein einfaches Gericht sein: Schnitzel. Küchenhelferin Brigitte Simon lacht: „Die, die bereits öfters dabei waren, stehen am Tag nach dem Schnitzelessen extra eher zum Frühstück auf, um sich vor den anderen noch eines der Überbleibsel als Proviant zu sichern.“

Der Reiz des Unvorhersehbaren

Und so gut die Tour, die von Rain am Lech, über Emersacker, Neuburg an der Kammel, Friedrichshafen, über den Bodensee nach Zihlschlacht-Sitterdorf in der Schweiz zu Maria Einsiedeln, nach Flüeli in die Heimat von Bruder Klaus, auch geplant ist, so unvorhergesehen sind manche Ereignisse: „Einmal war so mistiges Wetter, da wurde die Brotzeit in die Kirche verlegt. Ein anderes Mal haben wir spontan einen Blechapfelkuchen zu einem 70. Geburtstag gebacken und wieder ein anderes Mal hat sogar der Pfarrer beim Knödel drehen geholfen.“

Genau das aber sei es, was diese Fußwallfahrt so besonders mache, meint Brigitte Simon: „Es ist schon was dran, an dem Sprichwort: Wen er hat, der Bruder Klaus, den lässt er nicht mehr aus.“ Und so kann sie es kaum erwarten, mit den anderen vier Helfern und den 45 Pilgern erneut aufzubrechen – zu Europas längster Fußwallfahrt.

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