Bruno Jonas übt gallige Kritik an der "Demokratie"

2.12.2016, 09:15 Uhr
Bruno Jonas übt gallige Kritik an der

© Foto: Meyer

„Nur mal angenommen“ heißt für Jonas, er nimmt an, was der türkische Paketzusteller Murat von DHL ihm bringt, wenn die Nachbarn nicht zuhause sind. Seine Wohnung ist deshalb zugepflastert mit Paketen aller Größen und Tengelmann hat sogar schon in aller Herrgottsfrühe, wenn der Supermarkt geschlossen ist, eine Palette Frischfisch bei ihm abgeladen. Als „Packl-Bruno“ wird er deshalb liebevoll tituliert.

Ganz nebenbei brandmarkt Jonas die Firma Amazon als Ausbeuter. Der bald 64-Jährige geht natürlich auch mit der Zeit, er besitzt ein eye watch, so ein Bändchen am Arm, das alles misst von den zurückgelegten Schritten bis zur Herzfrequenz, dem Cholesterinspiegel und und und… Wenn die Blase voll ist, wird dies an Google Earth gemeldet, das sofort die nächste Toilette anzeigt. Alles ist verlinkt, die Therapie App mit der Medical App und die mit der Krankenversicherung, die gerne wissen will, wie hoch die Lebenserwartung sein wird. „Die Geräte haben die Macht über uns übernommen“, prangert der Niederbayer aus Passau an. Die Rechte an der Wirklichkeit habe inzwischen Samsung und die Selbstentmündigung nehme stündlich zu.

Kritik an Demokratie

Gallige Kritik übt Jonas an den Ausformungen der Demokratie, wenn drei Parteivorsitzende den neuen Bundespräsidenten auskungeln und es keine echte Wahl gibt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sollte nicht nur an Donald Trump ihre Forderungen zum Thema Menschenrechte richten, sondern auch an Erdogan. Heftiger Beifall unterbrach hier den Redeschwall.

ARD-Tagesthemenmoderatorin Caren Miosga hält er für ziemlich einfältig, wenn sie Trump als ungeeignet für sein Amt hält. „Er ist doch Milliardär, korrupt und gerissen und erfüllt damit alle Bedingungen“, ereifert sich Jonas. Wenn jetzt Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles die Altersarmut entdeckt, hält Bruno Jonas dagegen, dass er diese Problematik schon vor 40 Jahren in einem Programm aufgegriffen hat. Mehr Alte, wenig Kinder, dafür hat Jonas ein verblüffendes Rezept. „Die Alten sollten in den Zeugungsakt wieder einsteigen – und zwar mit ganz jungen Frauen.“

Dummes Wahlvolk

Jonas ist hier ganz in seinem Metier, wettert und steigert sich emphatisch in eine Wut über das hinein, was die Politiker alles versäumen oder wo sie sich bewusst dumm verhalten, weil es das dumme Wahlvolk so haben will.

Bruno Jonas streut immer wieder seine Probleme mit der politisch korrekten Ausdrucksweise ein und liefert kluge Sprachanalysen, neue linquistische Fallstricke. Wer, was, wo und wann sagt, die Interpretationen schaffen immer neue Verwirrrungen. „Wird das Richtige falsch, wenn es der Falsche sagt?“, fragt Jonas und hier kommt der studierte Germanist zum Vorschein, der auf den AfD-Politiker Alexander Gauland abhebt. Dieser meinte, dass die Menschen Jerome Boateng zwar als Fußballer schätzen, aber als Nachbar nicht wollten. Gauland sei deshalb als Rassist bezeichnet worden. Umgekehrt bei einem Linken wäre dieser Satz lediglich als Beobachtung interpretiert worden.

Kopfzerbrechen bereitet Jonas, was alles inzwischen ein „no go“ ist, „Neger“ wie „Behinderter“ oder „Flüchtling“ oder “Islam“ und „Israel“.„Hausfrau und Mutter“ geht gar nicht, weil Nähe zum Dritten Reich“. „Mann“ und „Frau“ sind obsolet, Feministinnen schlagen „Körper“ vor und statt der Personalpronomen „er“ und „sie“ das unverdächtige „es“. Mit der Büste des griechischen Philosophen Sokrates im Hintergrund sinniert Jonas dazu über dessen weisen Spruch „Ich weiß, dass ich nichts weiß“.

Am Schluss wurde es ganz ruhig und alle sangen passend zur Abendstunde miteinander „Ade nun zur guten Nacht“, bevor Jonas sich nach kräftigem Applaus verbeugte.

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