Bund Naturschutz fordert Veto der Kommune

20.8.2014, 16:00 Uhr
Bund Naturschutz fordert Veto der Kommune

© Hubert Bösl

In einem Offenen Brief an OB Thomas Thumann und Stadtwerke-Direktor Dominique Kinskofer fordern die Naturschützer, dass beide „Einspruch erheben, um wenigstens die größten Gefahren zu bannen“. Viel zu lange sei der Sicherung dieses Trinkwasservorkommens zu wenig Gewicht gegeben worden. Die nächsten Schritte müssten „radikal und wohl auch schmerzlich“ sein, heißt es in dem BN-Brief.

Nachdem das Bergamt nun die Erweiterung des Quarzsandtagebaus „Lähr“ genehmigt habe, bleiben eine Menge Fragen von Seiten des Bundes Naturschutz übrig. Grundsätzlich hält der BN das Bergamt für ein Relikt aus längst vergangener Zeit und für überholt. Im BN-Brief heißt es: „Es dient nicht mehr den Anforderungen einer modernen Gesellschaft.“ Begründet werde die Zulassung damit, dass dem Abbau keine überwiegenden öffentlichen Interessen entgegenstehen würden. „Ist die Gewinnung von sauberem, einwandfreien Trinkwasser für die Stadt Neumarkt kein öffentliches Interesse?“, fragt der Bund Naturschutz. Gerade der Abbau des Sandes bis auf eine Restmächtigkeit von zwei Metern werde das gesamte Gebiet nachhaltig beeinflussen und unwiederbringlich verändern.

Nach Aussagen des Bergamtes werde „mit der vorgesehenen Wiedernutzbarmachung der Oberfläche auch dem Grund- und Trinkwasserschutz Rechnung getragen“. Dies widerspreche aber eindeutig dem Gutachten von Dr. Prösl von 1995 für die Stadt und die Stadtwerke Neumarkt. Seinerzeit sei die Restmächtigkeit von zwei Metern für viel zu gering gehalten worden. Eine völlig andere Vegetation werde entstehen, da viele Bäume mit ihren Wurzeln das Grundwasser erreichen. Dies bedeute nicht nur das Ende der in Bayern sehr seltenen Sandkiefernwälder, sondern auch eine enorme Wasserentnahme über die Wurzeln. Demzufolge werde die Grundwasserneubildung in der Miss deutlich geringer ausfallen — und dies könne nicht im Interesse der Stadt Neumarkt sein.

Zudem könne sich niemand darauf verlassen, was künftig im geplanten Sandabbaugebiet passieren wird. Im Bescheid sei von einer „Wiederbewaldung über aktive Aufforstung“ die Rede. An anderer Stelle spreche der Bescheid von „natürlicher Sukzession“. Am Ende müssten sich die Stadtwerke wohl mit der Forstverwaltung auseinandersetzen.

In die Offensive gehen

Um des Trinkwasser willens sollten Stadt Neumarkt und Stadtwerke in die Offensive gehen und nachhaltig auf die Einhaltung der Forderung der Unteren Naturschutzbehörde pochen, wonach mindestens 50 Prozent der Abbaufläche offen bleiben müssten. Auch die Aussage, es sei „eine möglichst vollständige Nutzung der Lagerstätte anzustreben“, bedeute eine weitere Beeinträchtigung der Wassergewinnung und sei auf den Natur- und Artenschutz bezogen das Schlimmste, was man fordern kann.

Das Bergamt spreche von „einem sparsamen und schonenden Umgang mit Grund und Boden“ und damit wohl auch der Bodenschätze. Es sei aber nirgends die Rede davon, Quarzsand nur dort einzusetzen, wo er unumgänglich ist. Vielfach könnte sicher auch Recycling-Material zum Einsatz kommen, so die BN-Stellungnahme.

Wissenschaftliche Studien zeigten, dass die Biologie der Sandzwischenräume noch weitgehend unbekannt ist. Die Wirkung der Sandschichten sei in den letzten Jahren ziemlich klein geredet worden. Der BN fragt: „Was steckt hier wirklich dahinter? Und was ist, wenn sich die Notwendigkeit einer deutlich größeren Grundwasserdeckschicht herausstellt und der Sand ist weggebaggert?“

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