Coversongs und ziemlich deftiger Humor

11.2.2018, 19:54 Uhr
Coversongs und ziemlich deftiger Humor

© Foto: Franz Xaver Meyer

Die Dekoration war mit Filmplakaten und Film-Utensilien auf das Thema Kino abgestimmt und manch ein Besucher war in das Kostüm eines seiner Helden von der Leinwand geschlüpft. Richard Pragner sorgte dann auf der Zither für den passenden Einstieg und präsentierte Melodien aus bekannten Streifen wie "Exodus", "Forrest Gump" oder "Der dritte Mann".

Die "Funny Rollers" und zwei Mädchen der "Artistenkiste" animierten mit Hebefiguren, Spagat und anderen akrobatischen Kunststückchen die Besucher, auch ihren Körper in Schwung zu versetzen. Die noch nicht einmal ein Jahr alte Coverband "Mad Cherry" spielte dazu Rock- und Pop-Songs.

Zugaben waren Band gewiss

Zum Mitsingen lud danach die "Kellergangband" mit bekannten Liedern wie "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Er hat ein knallrotes Gummiboot" oder "Marina" aus den 1950er Jahren ein. Klar, dass es nicht ohne Zugabe abging.

Und der Hobby-Schauspieler Tobias Thumann hatte den Sketch "Gott als Künstler" verfasst, bei dem er in weißem Anzug selber Gottvater spielte und Conny Lang die Maria mimte. In dem Stück ist Gott verzweifelt: Er fühlt sich als Versager, als er betrachtet, was sich auf der Erde so alles abspielt. Bei Trump, Weidel und Gauland ist ihm das Hirn ausgegangen, seufzt er. Maria tröstet ihn, dass er doch die Liebe erfunden hat – die sei schließlich das Allerwichtigste für die Menschen.

Coversongs und ziemlich deftiger Humor

© Foto: Franz Xaver Meyer

Einen weiteren starken Auftritt kündigte ein Bockbierfass mit starkem Inhalt an: Kulturfaschings-Organisator Franz Xaver Müller hatte Alois Haunschild reaktiviert. Dieser war bis 2007 spitzzüngiger Redner bei der Starkbierprobe der Lammsbrauerei und trat am vergangenen Samstagabend hinter das Rednerpult.

Viele Doppeldeutigkeiten

Dort schilderte er mit vielen Doppeldeutigkeiten und Anspielungen seine Beobachtungen von Neumarkt. Der inzwischen 72-Jährige, pensionierte Lehrer des Ostendorfer-Gymnasiums kramte zuerst in den Erinnerungen an seine Heimat. Er habe nämlich einen Migrationshintergrund: "Ich bin in Obereichstätt auf die Welt gekommen."

Gemäß dem Motto "Unser Dorf muss schöner werden" zog es ihn 1972 im klapprigen VW Käfer nach Neumarkt. Dort fungierte er später quasi im Nebenberuf als Sprecher von "Radio Gschmarrikarri".

Alois Haunschild nahm die Neumarkter in seinem "Kulturreport" und als Gastro-Kritiker mit vielen humorvollen und deftigen Beispielen aufs Korn: Der Coffee to go" sei hier einfach ein Kaffee zum Davonlaufen.

Und alkoholfreies Bier werde hier von Kennern abgelehnt. "Es ist wie ein BH auf der Wäscheleine: Das, worauf es ankommt, ist nicht drin." Bei den Neumarkter Unternehmen knöpfte sich Haunschild die Firma Pfleiderer vor: Das Unternehmen habe ein neues Emblem, nämlich einen Ziegenbock und einen Adler, will heißen "Wer meckert, der fliegt". Das Kantinenessen sei dort wie die Wahlversprechen der CSU: Beide werden oft gebrochen.

Bei Bürgermeistern nachgezählt

Auch die Lokalpolitiker bekamen ihr Fett weg: Alois Haunschild hatte nachgezählt, welche Bürgermeister sich am öftesten auf Fotos in die Zeitung gedrängt hatten.

Bürgermeister Alois Scherer aus Deining wurde knapp Sieger vor seinem Amtskollegen Bernhard Kraus aus Velburg. "Aber nur, weil er zwei Goldene Hochzeiten vorverlegt hat", so Haunschild.

Schwere Sprache

Und Landrat Willibald Gailler kämpfe nicht nur beim Tennisspiel um jeden Satz, meinte der "Bütten"-Redner, Auch den Europa-Abgeordneten Albert Deß nahm er aufs Korn: Er besitze zur Sprache dasselbe Verhältnis wie zu seiner Frau. "Er liebt sie, aber er beherrscht sie nicht."

Ein schelmisches Lob hatte Alois Haunschild dann noch für den Neumarkter Oberbürgermeister Thomas Thumann und seinen Nachwuchs parat: "Er ist endlich ein Politiker, der etwas mit Hand und Fuß gemacht hat, das in neun Monaten fertig wurde und mit großer Liebe gemacht worden war."

Viele Lacher quittierten den Vortrag des Redners, bei dem es auch immer wieder unter die Gürtellinie ging.

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