Das G 8-Volksbegehren ist krachend gescheitert

19.7.2014, 06:00 Uhr

In Neumarkt haben sich nur wenige in die Liste zum Volksbegehren eingetragen: Lediglich 728 der 30 276 Stimmberechtigten haben unterzeichnet. Das entspricht einem Anteil von 2,4 Prozent. Vom 3. Juli bis zum 16. Juli konnten die Bürger votieren.

Im gesamten Freistaat haben 2,9 Prozent ihre Unterschrift abgegeben – nötig waren zehn Prozent. Zum Vergleich: Bei der Eintragung für das Volksbegehren „Nein zu Studienbeiträgen in Bayern“ 2013 hatten sich in Neumarkt 5047 Bürger eingetragen, was einem Anteil von 16,7 Prozent aller Stimmberechtigten entsprach. Auch 2009 hatten sich beim Volksbegehren „Für echten Nichtraucherschutz“ 5074 Neumarkter eingetragen, also 16,88 Prozent.

Im Umland sah es nicht besser aus: Im Schnitt haben in Neumarkt und den kreisangehörigen Gemeinden nur etwa 2,8 Prozent der Bürger unterschrieben. Spitzenreiter war Pyrbaum mit mehr als sechs Prozent Beteiligung; in Seubersdorf lag sie dagegen nur knapp über einem Prozent.

FW-Vorsitzender Hubert Aiwanger wertete die Initiative seiner Partei dennoch positiv: „Es war schon deshalb ein Erfolg, weil die Reformdebatte am Gymnasium wieder in Gang gesetzt wurde und die Staatsregierung am Ende die Möglichkeit einer neunjährigen Gymnasialzeit für eine breite Schülerzahl anbieten muss.“

„Zehn Jahre schlechte Presse“

Dass die FW derart krachend mit ihrem Vorschlag scheitern würden, hat Eckard Fruhmann dagegen überrascht: „Das habe ich nicht erwartet“, sagt der Leiter des Gymnasiums Parsberg, wo auch nur knapp 2,9 Prozent mitgemacht haben. Für Fruhmann ist das nur mit der allgemeinen Stimmung erklärbar: „Dinge, die einen nicht unmittelbar betreffen, interessieren nicht.“ Er wünscht sich eine Rückkehr in Richtung G 9. „Nicht, weil wir nicht mit dem G 8 zurechtkommen, sondern, weil dann endlich zehn Jahre schlechte Presse aufhören“, sagt er. Auf dem Land würden Schüler mit Gymnasialeignung in die Realschule gehen, „weil manche Eltern wegen der negativen Schlagzeilen glauben, dass mit dem Gymnasium die Kindheit endet.“ Das sei aber keineswegs richtig, gerade beim Matheunterricht sehe er mit den Intensivierungsstunden Fortschritte. Der Direktor sieht aber auch Nachholbedarf: etwa bei den Lehrplänen der Fächer Geschichte oder Physik. Dass die Schüler generell schlechter geworden sind, kann er nicht bestätigen. Aber: „Gerade schwachen Schülern täte ein zusätzliches Jahr gut.“

Ohnehin hält Fruhmann den Vorschlag der FW für nicht umsetzbar – zumindest auf dem Land: „Da bräuchten wir pro Jahrgang acht Zweige bei etwa 100 Schülern, das kann und will niemand bezahlen“, sagt er. Denn dazu seien viele zusätzliche Lehrerstunden nötig.

Das sieht Bernhard Schiffer, Direktor des Willibald-Gluck-Gymnasiums, ähnlich. Problematisch sei auch der Nachmittagsunterricht beim achtjährigen Gymnasium, gerade für Schüler auf dem Land, „die viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln verbringen“. Daher sei für diese das G 9 interessant, das mit weniger Stunden am Nachmittag auskomme.

Ob die Schüler zu jung sind, hängt in Schiffers Augen davon ab, was die Universitäten von ihnen erwarten. Sie seien sich oftmals nicht darüber im Klaren, dass nun andere Abiturienten in die Unis drängen: „Sie haben ein Jahr weniger Ausbildung, sind jünger und manchmal auch weniger reif“, sagt er. Darauf müssten sich die Universitäten einstellen.

Insgesamt haben sich in der Region 2778 Bürger in die Liste zum Volksbegehren eingetragen, das sind knapp 2,8 Prozent — für den Erfolg wären zehn Prozent notwendig gewesen. Die Beteiligung in den einzelnen Gemeinden: Berching 2,0 Prozent, Berg 1,8, Berngau 5,1 Prozent, Breitenbrunn 2,8 Prozent, Deining 3,2 Prozent, Dietfurt drei Prozent, Freystadt 3,5 Prozent, Hohenfels zwei Prozent, Lauterhofen 2,3 Prozent, Lupburg 1,9 Prozent, Mühlhausen 2,2 Prozent, Neumarkt 2,4 Prozent, Parsberg 2,9 Prozent, Pilsach 2,6 Prozent, Postbauer-Heng 4,5 Prozent, Pyrbaum 6,5 Prozent, Sengenthal 2,2 Prozent, Seubersdorf 1,2 Prozent, Velburg 2,4 Prozent.

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