Den rechten Parolen besonnen begegnen

23.9.2017, 09:28 Uhr
Den rechten Parolen besonnen begegnen

© Foto: Bösl

"Mich machen solche Parolen traurig und wütend", meint eine junge Frau, die mit 13 anderen an dem Argumentationstraining teilgenommen. Julia Eder von der Beratungsstelle sagt: "Das Ziel ist es, die Diskussion zu fördern und das Gespräch zu erhalten." Der (sachliche) Austausch sei in einer Demokratie schließlich enorm wichtig. Doch das ist gar nicht so leicht, wie ein Teilnehmer schildert: "Letztens ist mir echt die Hutschnur gerissen und ich habe denjenigen übel beleidigt." Keine schöne Reaktion, aber eine, die die Beraterin kennt: "Gerade im privaten Umfeld reagieren wir schnell emotional."

Klüger sei es Argumente anzuführen und mal einen anderen Blickwinkel auf die Diskussion(-sführung) zu werfen, analysieren die Teilnehmer in dem Abendkurs. Dafür haben sie sich zu gängigen Parolen Gegenargumente überlegt.

Denn bislang, so berichtet ein Teilnehmer, habe er rechten Parolen geschockt, aber eher stumm gegenüberstand: "Ich habe nicht die aktuellen Flüchtlingszahlen im Kopf, oder weiß, wie viel Geflüchtete den Staat kosten." Julia Eder macht Mut: Durch Rollenspiele will sie den Workshop-Besuchern, die (bis auf einige Privatpersonen) alle in der Jugendarbeit, bei der Feuerwehr oder den Pfadfindern tätig sind, eine Art Methodenkoffer an die Hand geben, um beim nächsten Mal souveräner zu reagieren.

Situation wird verallgemeinert

Rechte Parolen als solche zu erkennen, fällt den Teilnehmern bereits leicht: Sie sind verallgemeinernd, diskriminierend, plakativ und übertrieben. Zudem werden sie, so die Erfahrungen der meist Mitte-20-Jährigen, in Gruppen geäußert. "Alleine geben sich die Sprücheklopfer dann ganz handzahm", meint ein junger Mann.

Aber als Einzelner in einer Gruppe dagegen halten, findet ein Kursteilnehmer manchmal nicht nur gefährlich ("Wenn der voll in Rage ist, wer sagt mir, dass er mir nicht im nächsten Moment wegen meiner Kritik eine über zieht?") sondern auch schwierig: "Gegen eine ganze Gruppe kommt man halt auch wirklich ganz schwer an", meint eine weitere Besucherin.

Doch genau das Anführen von Gegenargumenten sei wichtig: "Um den faktenlosen Parolen, die vorgebracht wurden, Gegenargumente mit Fakten entgegenzusetzen", so ein weiterer Teilnehmer.

Indem man ruhig bleibt, Parolen verbreitende Personen nach ihren Quellen fragt und überlegt, weshalb sie diese Aussage glaubt und verbreitet, kann man laut Julia Eder einer Diskussion die Schärfe nehmen und am Ende vielleicht sogar ein Umdenken in Gang setzen – beim Parolen-Bringenden, aber auch all denen, die still schweigend zugehört haben.

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