Der Brunnen verschwindet, die Bautafel bleibt

15.4.2014, 11:00 Uhr
Der Brunnen verschwindet, die Bautafel bleibt

© Hans-Christian Biersack

In diesem Brunnen wurde ich einst nach Beendigung des Volontariats von den Kollegen gegautscht. Sie warfen mich, ohne große Gegenwehr meinerseits, an einem warmen Sommertag in das Becken. Gautschen ist so eine Art Initiationsritus im Druckergewerbe, dessen lange Tradition aber nicht mehr sonderlich hoch gehalten wird.

Querung nicht gewünscht

Wer nun meint, mit dem Brunnen würde mich ein tiefes nostalgisches Gefühl verbinden, der irrt. Vielmehr freue ich mich, dass es ihm nun, da mein Berufsleben sich dem Ende zuneigt, endlich an den Kragen geht.

Der Brunnen verschwindet, die Bautafel bleibt

© Distler

Die Bauerei am Unteren Tor beschäftigt uns im doppelten Sinn naheliegenderweise sehr. Auch die kleinen, damit verbundenen Unannehmlichkeiten. So sollen seit Monaten weiß-rote Absperrungen verhindern, dass Leute, insbesondere ich, in Höhe der Neumarkter Nachrichten die Dammstraße überqueren. Die Bügel, die die Elemente verbinden, sind leicht zu öffnen.

Deshalb wurden sie mit Draht verknotet. Kein Problem für die Kombizange. Zuletzt versuchten die Männer vom Bauhof, mit Seilen und Ketten mir das Leben zu erschweren oder es zu schützen, je nach Sichtweise.

Unser Leser Erich Hausen wundert sich über den Fleiß, den sie an den Tag legen.

Er hat eine Bautafel entdeckt, die aus der Zeit stammt, in der noch in der Seelstraße gebuddelt wurde. Doch das ist seit mehr als einem Jahr vorbei. Die Bautafel steht immer noch am Beginn der Mariahilfstraße.

Erich Hausen fragt sich, warum die Männer des Bauhofs sie nicht abbauen und mitnehmen, wenn sie, wie jeden Werktag, in großer Personalstärke zu einer nahe gelegenen Metzgerei fahren, um Brotzeit zu holen.

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