Der Wurzhof röstet seinen Kaffee jetzt selbst

29.8.2016, 16:55 Uhr
Der Wurzhof röstet seinen Kaffee jetzt selbst

© Alle Fotos: Michael Müller

Ralph Bärthlein ist begeisterter Hobby-Barista – also ein Kaffee-Künstler. Auf dem Wurzhof arbeitet er als Heilpädagoge und kann sein Hobby hier nun auch zum Beruf machen.

Die Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung hat eine eigene Kaffee-Rösterei eröffnet. Hier finden zwölf Menschen eine abwechslungsreiche Beschäftigung. Ralph Bärthlein hat sich in einem Jahr das nötige Wissen angeeignet, um mit seinen Mitarbeitern die Rösterei betreiben zu können. Zur Seite stand ihm dabei Armin Machhörndl von der Nürnberger Kaffee-Rösterei Machhoerndl, der das Projekt mit seinem eigenen Wissen voran brachte.

Großzügige Spende half Projekt

Da eine solche Rösterei-Ausstattung nun keine besonders günstige Anschaffung ist, fand sich ein großzügiger Spender. Mit 17.000 Euro unterstützte Stefan Thiel, Chef der Firma Montage Thiel aus Feucht, die Rummelsberger Diakonie bei ihrem Vorhaben.

Einrichtungsleiter Uwe Niederlich dankt dem Spender und erläutert den Hintergedanken bei der Einrichtung der Rösterei. Es gehe darum, die ländlichen Standortnachteile in Vorteile zu verkehren. Am Wurzhof könnten Menschen mit Behinderung ohne freiheitsentziehende Maßnahmen leben und finden in der Produktion von Obst und Gemüse eine Beschäftigung.

Die Kaffee-Rösterei bringt da immerhin den Duft der großen Welt. Zudem seien bei der Röstung viele Arbeitsschritte nötig, die für die Wurzhofer eine abwechslungsreiche Arbeit bieten. Denn die Kaffee-Bohnen müssen sortiert werden, Steinchen ausgeklaubt, der Kaffee gewogen, nach dem Rösten portioniert und schließlich luftdicht verpackt werden.

Kaffee für das Rathaus

Auch Postbauer-Hengs Bürgermeister Horst Kratzer freut sich und erhofft sich schon bald möglichst fair gehandelten Kaffee für die Maschine im Rathaus. Bis es soweit ist, dauert es aber noch etwas. Barista und Röstmeister Ralph Bärthlein kann zwar bei seiner Erklärung mit viel Fachwissen aufwarten. Die Praxis erfordert aber Erfahrung, die auch jetzt noch gesammelt werden muss - und das zunächst mit Exportkaffee vom Hamburger Großhändler. Fair und nachhaltig ist aber das künftige Ziel.

Die kleine Rösttrommel steht in einem Raum, der es von der schicken Inneneinrichtung mit jedem Szene-Café in Berlin aufnehmen kann. Das Schild an der Tür verkündet das Motto: "You can sleep when you are dead!". Hier wird geröstet und hier dürfen auch die Gäste mal ran und den Kaffee, den Ralph Bärthlein sorgfältig abwiegt, in die Trommel schütten. René Rösch, einer der neuen Mitarbeiter, steht daneben. „Ich bin überall dabei. Ich sortiere, wiege ab unddarf mit Rösten“, erzählt er. Die Begeisterung sieht man ihm an.

Im Programm gibt es derzeit zwei Hausmischungen: eine für Espresso, eine für Filterkaffee. Außerdem sortenreine Arabica-Mischungen aus verschiedenen Ländern. Kaufen kann man die Mischungen ab fünf Euro direkt auf dem Wurzhof - immer dem Duft nach. Wenn der Betrieb reibungslos läuft, soll es den Kaffe auch an anderen Standorten der Rummelsberger geben. Bis zu 20 Kilo am Tag sind dann möglich - der Test verspricht bereits Gutes.

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