Deusmauer: Orchideen blühen im Moor

1.7.2015, 13:20 Uhr
Deusmauer: Orchideen blühen im Moor

© Foto: Jutta Riedel

Das Moor sei „im Grunde gar nicht so alt“, erläuterte der Vorsitzende der Kreisgruppe, Josef Guttenberger, es sei erst nach der letzten Eiszeit entstanden. Die drei Schichten des Moores, toniger schwarzer Jura, brauner Jura und der kalkhaltige weiße Jura seien jeweils durch Tonschichten getrennt, das Laabertal habe sich durch diese Schichten „hindurch gefressen“.

Das Deusmauerer Moor ist ein Niedermoor, das durch etwa zehn Meter tief liegende Quellen gespeist wird, im Gegensatz zu einem Hochmoor, gespeist vom Niederschlag von oben. Aus zahlreichen Quelltöpfen, im Volksmund „Koufer“ genannt, sprudelt das Wasser heraus – über das gesamte Moorgebiet sind diese gefährlichen Stellen verteilt.

Durch das Quellwasser ist das Niedermoor laut Guttenberger nicht überall sauer wie die Hochmoore mit wenig Vegetation, das Erdreich ist „herrlich fruchtbar“ und „unheimlich wuchskräftig“. Der kalkreiche Boden zersetze sich wunderbar, alles wachse ganz schnell nach.

Nicht immer sei hier ein Moor gewesen, zwischendrin auch einmal Seen, die mittlerweile versandet sind. Streuwiesen haben sich entwickelt, die geschnitten und getrocknet als Futter oder Einstreu Verwendung fanden. Dies bestätigte Rudi Stiegler aus Deusmauer, der sich noch gut erinnern kann, wie nach dem Krieg das „Bettelmoos“ für das Vieh herausgemäht wurde. Abnehmer war damals auch der Nürnberger Tiergarten.

Nach Beginn der Industrialisierung im letzten Jahrhundert ging die Landwirtschaft zurück, das Moorgebiet wurde „mehr und mehr sich selbst überlassen“. Schilfgras und Auwald mit Erlen- und Weidengebüschen rückten in den Vordergrund. Nun wird das Gebiet wieder gepflegt – der Landschaftspflegeverband kümmert sich darum – und beispielsweise die Orchideenwiesen frei gehalten.

Seit den 70er Jahren hat sich hier der Biber angesiedelt, für Stiegler ganz klar „ein Gewinn!“. Der Biber gestalte die Landschaft und sorge für einen „artenreichen Lebensraum“ für viele Tier- und Pflanzenarten.

Der Weg durch das Moor geht vorbei am „Zeugnis vom Biber“ mit abgenagten Baumstämmen. Hauptnahrung der Tiere sei die Weide, erläutert Führerin Erika Jäger, im Winter fresse der Biber die Rinde, im Sommer ernähre sich der reine Vegetarier auch von Kräutern, die es im Deusmauerer Moor in artenreicher Vielfalt gibt.

Auch die Artenvielfalt der Fische wachse durch den Biber, die Jungfische fänden viele Versteckmöglichkeiten. Es gebe viele Wasservögel wie den Fischreiher und den Kormoran, aber auch alle Spechtarten und Eisvögel kommen vor. Durch das Totholz gebe es „unheimlich viele“ Insekten, die Vögel finden einen „reich gedeckten Tisch“, auch profitiere der Eisvogel vom Biber, er nutze die Staustufen für seine Brut.

„Schwerfällig“ sind die Biber laut Erika Jäger an Land, aber „Bewegungskünstler“ im Wasser. Daher baue der Biber die unterirdischen Gänge, um „möglichst schnell schwimmend ans Futter zu kommen“. Drei Burgen der dämmerungs- und nachtaktiven Tiere gibt es im Deusmaurer Moor sicher, vielleicht eine vierte, informiert Jäger.

Giftige, bittersüße Nachtschatten gibt es hier häufig, eine „charakteristische Pflanze“ für das Moor, spezielle Disteln, Blutweiderich und Gilbweiderich, aber auch zahlreiche Heilkräuter wie Mädesüß, Beinwell oder Baldrian.

Sehr hohe Temperaturschwankungen gebe es hier im Moor, tagsüber heize es sich im Sommer stark auf und werde dampfig, abends dagegen „empfindlich kalt“ – die Vegetation ist bestens angepasst an diese Bedingungen.

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