Die integrative Kraft von selbst gemachtem Apfelsaft

17.10.2016, 10:00 Uhr
Die integrative Kraft von selbst gemachtem Apfelsaft

© Foto: Rolf Pilgrim

„Der Apfelsaft schmeckt sehr gut“, sagt Almas, während sie mit Filzstiften einen bunten Apfel auf ihr Etikett malt. Gegenüber der Elfjährigen sitzt Islam am Tisch und schreibt seinen Namen auf den weißen Klebestreifen.

„Es ist das erste Mal, dass ich Apfelsaft selber mache“, erzählt der junge Syrer, der vor zehn Monaten nach Neumarkt gekommen ist und wie der Großteil der anderen Schüler eine der beiden Übergangsklassen an der Mittelschule West besucht. Er spricht schon gut Deutsch. Ob er die Sprache schwer findet? „Ein bisschen.“

Während etwa die Hälfte der Mädchen und Jungen aus Deutschland, dem Irak, Syrien, Bosnien, Kroatien, Rumänien, dem Kosovo und Portugal Etiketten für die Flaschen bastelt, ist die andere Hälfte in der Mosterei damit beschäftigt, unter Anleitung von Norbert Großhauser die Äpfel in die Presse zu bugsieren und den Saft in Flaschen abzufüllen.

Lions-Mitglieder helfen dabei. Insgesamt sind sechs an diesem Vormittag gekommen, um die Kinder und vier Lehrkräfte um 8 Uhr mit dem Bus vor ihrer Schule abzuholen, zur Streuobstwiese zu begleiten, beim Ernten zu helfen und anschließend auch beim Mosten. Lukas Wolte zeigt, wie die Äpfel eingefüllt werden, und füllt auch immer wieder leere Becher durstiger Kinder. Indessen erklärt Lions-Präsident Stefan Rödl, wie man den heißen Saft in die Flaschen füllt – und mit dem Bügelverschluss verschließt. Die Flaschen hat die Neumarkter Glossnerbräu gespendet. „Es ist toll, die Begeisterung bei den Kindern zu sehen“, sagt Rödl, der sein Präsidentschaftsjahr unter das Motto „Integration“ gestellt hat. „Deutsche und Flüchtlingskinder helfen zusammen, da verschwinden die Kulturunterschiede.“

So könnten sie sich kennen lernen, vielleicht sogar Freundschaften schließen – und nach all den schrecklichen Erlebnissen auch wieder positive Erfahrungen machen. Gleichzeitig könne diese Aktion dazu beitragen, dass die Kinder sehen, wie die Menschen in der Oberpfalz leben. „Sie sollen unsere Kultur erleben und sie dann auch selber leben.“

Für Annegret Neumeyer haben solche außerschulischen Aktivitäten eine große Bedeutung. Sie leitet eine der Neumarkter Übergangsklassen. „Es ist ganz wichtig, dass die Kinder das deutsche Alltagsleben kennen lernen“, sagt Neumeyer. Zumal die Kinder oft als Vermittler und Dolmetscher für ihre Eltern fungieren. Die zwölfjährige Ilijana aus Kroatien freut sich deshalb nicht nur über den duftenden Saft in ihrem Becher. „Ich bringe ihn auch für meine Familie mit nach Hause.“

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