Die schönsten Arien im Reitstadel

26.7.2014, 06:00 Uhr
Die schönsten Arien im Reitstadel

© Edgar Pfrogner

Wer überhaupt nur etwas mit der IMA zu tun hat, war da: von der Nürnberger Musikhochschule als Mitveranstalter, vom Museum Lothar Fischer, die politischen Spitzen der Stadt, die Sponsoren. Und die IMA-Initiatorin und -Leiterin, Edith Wiens, brauchte offenbar keine nervösen Händchen hinter der Bühne zu halten: Auch sie stimmte festredend in den vielfachen Dank an das spendable Neumarkt ein.

Kein bisschen nervös präsentierte sich auch das Münchner Rundfunkorchester. Das sind auf besondere Anlässe und Spezialitäten geeichte Allround-Musiker, an diesem Abend zur IMA-Eröffnung unter dem Dirigenten Matthias Foremny. Der Erfolg, so Oberbürgermeister Thumann sinngemäß in seiner Eröffnungsrede, hat viele Väter – wohl auch den eines großzügigen städtischen Etats: „Der richtige Weg, damit die IMA in Neumarkt ankommt.“

Der richtige Weg war sicher auch das Programm, das sich auf Mozart und Rossini konzentrierte. Unmöglich allerdings, jeden der vierzehn inzwischen bei der IMA angekommenen Sänger ausführlich zu würdigen: verdient hätten es wahrlich alle. Viele sind dicht vor, einige schon jetzt punktgenau auf dem Level der Professionalität.

Auf jeden Fall war die Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis Einakter „Il Signor Bruschino“ ein mitreißender Start: ein Stück, das keiner kennt, von dem jeder aber das Vorspiel mitpfeifen kann. Foremny dirigierte vom Geigen-Battuto bis zum Tutti-Preso alles mit der nötigen Geschwindschritt-Präzision, ansonsten war er den ganzen Abend über ein sehr einfühlsamer Begleiter, der auch manche sängerischen Unebenheiten ausbügelte.

„Der Barbier von Sevilla“ und „Figaros Hochzeit“ als Programmschwerpunkte: die sind ein Fortsetzungs-Stück. Mit dem Sarah-Jane Brandon aus Südafrika den Anfang machen musste. Noch dazu mit einer der heikelsten Sopran-Arien, die es gibt („Dove sono“). Nach temperamentsgeladenem Rezitativ mit klar geführtem, substanzreichem Sopran, dem eine Spur mehr Innigkeit gut getan hätte – kommen erste Bravi an einem applausreichen Abend.

Erstaunlich hoher Standard

Was sich schon beim Sponsorenkonzert im Museum Lothar Fischer abgezeichnet hatte: man hört einen erstaunlich hohen Stimmen-Standard, der zum „letzten Schliff“ nach Neumarkt gekommen ist. Vor der Pause gab es ein interessantes Schwesternpaar aus „Cosi fan tutte“, eine Fioridligi von großem Stimmumfang (Isabella Catherine Vilmar), eine Dorabella (Avery Amereau) mit schön getöntem Mezzo. Danach noch eine Fiordiligi: Emalie Savoy zeigte, dass sie ihr Profi-Klassenziel eigentlich schon erreicht hat.

Die Neumarkter klatschten heftig, aber auch differenziert: für die Bariton-Eleganz eines Ludwig Mittelhammer oder Daniel Miroslaw, für eine von Andrew Stenson sicher buchstabierte Belmonte-Arie, einen Cherubino von jungenhaftem Charme (Kelsey Lauritano). Es gab ohnehin nur die schönsten Arien aus den schönsten Opern, die Abendkleider glitzerten wie der „Freischütz“-Nachthimmel. Da war Kirsten MacKinnon eine innige Agathe wie von Milch und Blut und mit der einzigen Arie aus dem deutschen Repertoire.

Publikum erkor sich Lieblinge

Unter all den geläufigen Kehlen bei Rossini (bravourös und durchschlagskräftig: Ewa Plonka) erkor sich das Publikum seine Lieblinge: die durchtriebene Koloraturen-Legerezza von Deanna Breiwick und den herrlichen Gerüchte-Donner von Federico De Michelis – bravissimo.

Nur um wenige Phon geschlagen: Der Diener Dandini aus dem „Aschenputtel“ mit Elliott Carlton Hines. Danach Blumen, das schon gewohnte See-you-again-Ritual. Das nächste Mal beim Liederabend am Donnerstag, 31. Juli.

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