Ehepaar Steeger sammelt Kreuze aller Art

13.5.2014, 06:00 Uhr
Ehepaar Steeger sammelt Kreuze aller Art

© Karg

In Mühlhausen leben seit 26 Jahren Charlotte und Klaus Steeger. Sie sammeln Kreuze, die einmal an Rosenkränzen oder an Halskettchen baumelten, Kreuze aus dem so genannten Herrgottswinkel in Bauernhäusern oder aus verrauchten Wirtshausstuben, einfach Kruzifixe aller Art.

Der leidende Christus am Holzkreuz und auch als Torso mit abgebrochenen Armen oder verstümmelten Füßen zum Beispiel. Nur: Die Skulpturen müssen schon echt sein, aus Holz geschnitzt oder in Gips gegossen, nicht mit Maschinen geklont. Darauf achtet Charlotte ganz genau.

Denn sie ist von Beruf Holzbildhauerin und kennt sich aus. Sie hat die Ausbildung in Oberammergau gemacht. Und da werden neben profanen Darstellungen überwiegend Heiligenfiguren und natürlich auch der Jesus am Kreuz geschnitzt. Mindestens eine Christusdarstellung hängt natürlich an der Wand bei den Steegers in Mühlhausen. Rund 100 sind es.

Aus Alpenvorland

Die Familie Steeger stammt aus der Region Murnau und kam vor 26 Jahren berufsbedingt in den Landkreis Neumarkt. Aber beide sind im Innern doch noch tief mit ihrer alten Heimat verbunden. Das merkt man bei Klaus ganz besonders, der seine „Muttersprache“ pflegt, religiöse Hinterglasmalereien, wie sie im Alpenvorland entstanden sind, sammelt, und auch selbst Prozessionen, Schützenzüge und sonstige Traditionsveranstaltungen auf Glasplatten in leuchtenden Farben darstellt.

Das geschieht überwiegend im Stil der naiven Malerei — ein wenig Vasili Kandinsky, der einige Jahre in Murnau gelebt hat, oder auch Gabriele Münter nachempfunden. Auch Charlotte malt in dem gemeinsamen Atelier, in dem neben der Staffelei, dem Tisch und einigen Stühlen auch eine Zimmererwerkbank steht. Sie malt auf Papier oder Leinwand.

Beide sammeln außerdem auch Bierkrüge, die früher dazu dienten, von der Brauerei Karg in Murnau zum Beispiel ein „Gassenseidl“ für die Brotzeit abzuholen — und kleine „Bierseidl“, in denen der Gerstensaft auf die Familie aufgeteilt wurde. Das alles zu Zeiten, als Bier in Bayern noch zur Grundnahrung zählte.

Klaus ist obendrein noch ein wunderbarer „G´schicht´n-Erzähler“. Natürlich im oberbayerischen Dialekt. Sein Repertoire: tatsächliche Begebenheiten, oder auch erfundene rund um den Staffelsee. So das Beispiel vom „Doser Anderl“, dessen Frau im Krankenhaus liegt und ein Kind zur Welt bringt. Nachdem sich aber nach der Geburt Komplikationen einstellen, muss die junge Mutter noch im Krankenhaus bleiben.

Wertvolle „Fracht“

Der „Doser Anderl“ packt den Säugling einfach in seinen Rücksack, lässt den Kopf des Kindes ober rausschauen, damit es auch Luft bekommt, und macht sich auf den Weg nach Hause.

Am Wirtshaus Karg in Murnau kann er nicht vorbeigehen. Er hängt den Rücksack mit dem Säugling einfach an den Kleiderhaken. „A Weizn, bittschön“. Daraus werden dann vier oder fünf. Es wird spät, und „dahoam wartet auch des Viech im Stoll“. Der Anderl bricht auf – und lässt den Rücksack mit Säugling in der Wirtstube zurück. kaa

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